Archiv der Lehrveranstaltungen
Wintersemester 2023/ 2024
Sen.- Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Do. 10:00 bis 12:00 c.t.
Jun.-Prof. Dr. Simone Egger / M.A. Leonie Müller
Di. 16:00 bis 18:00 ct.
Was wir tragen, beschäftigt uns jeden Tag. Über Kleidung drücken wir aus, wer wir sein wollen und/oder wer wir sind. Mode hat mit Identität und Zeitgeist zu tun, ist an Habitus und Lebensstil geknüpft und kann Medium politischer Inhalte sein. In der Kostümgeschichte wandeln sich Körperbilder und mit ihnen die Silhouetten. Haute Couture inszeniert Kleidung an der Schnittstelle von Mode und Kunst. Produktionsbedingungen sind oft wenig glamourös.
Die Jeans als Gegenstand materieller Kultur ist mit der Geschichte der Migration aus Europa im 19. Jahrhundert ebenso verbunden wie mit der Entstehung hybrider Kulturformen in den USA. In der Moderne ist die Jeans ein Produkt globaler ökonomischer Prozesse und Objekt des Konsums. Seit der Verlagerung der Textilherstellung in vermeintliche Billiglohnländer – und angesichts von Fast Fashion – hat die Jeans heute mehr denn je mit der Ausbedeutung von Menschen und Ressourcen zu tun.
Sich kleiden als Praxis bedeutet, sich zwischen individuellen und kollektiven Positionen zu verorten. Zugrunde liegt das soziale Bedürfnis, dazugehören und sich gleichzeitig abheben zu wollen. Mode ist eine kulturelle Ausdrucksform, an der sich gesellschaftliche Werte und Normen festmachen lassen. Im Zeitalter der Bilder geht es mehr denn je um die Ikonografie von Kleidung als visueller Textur.
Mode ist etwas Dynamisches, aus einer kulturanthropologischen Perspektive lassen sich viele Fragen an das Textile stellen. Grundlegende theoretische und empirische Aspekte im Umgang mit Kultur und Gesellschaft sollen am Exempel von Mode und Kleidung eingeführt werden. Die Bandbreite der behandelten Themen geht vom Dirndl als Ferienkleid über den New Look von Dior bis hin zum 1990er Revival der Gegenwart.
Mode, Kleidung und Gesellschaft. Eine Einführung in die Kulturanthropologie
Jun.- Prof. Dr. Simone Egger
Do. 10:00 bis 12:00 ct.
Mehr als die Hälfte der Menschen auf der Erde lebt heute in Städten. Während Jericho in Palästina oder das indische Varanasi schon tausende von Jahren bewohnt werden, gehen viele Stadtgründungen in Europa erst auf das Mittelalter zurück. Paris und London waren bereits im 18. Jahrhundert imperiale Metropolen oder Global Cities. Die moderne europäische Großstadt ist im Zuge von Aufklärung und der Industrialisierung erst im Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden. Je nach geopolitischer Lage oder kultureller Bedeutung haben sich verschiedene Typen von Städten herausgebildet, die noch immer prägend sind: die Residenzstadt (Court Town), die Stadt der Arbeiter*innen (Coke Town) oder die Stadt des Handels (Commerce Town). Vielfach haben sich auch hybride Formen entwickelt.
Unter der Überschrift „Walks on the Wildside” hat sich der Kulturwissenschaftler Rolf Linder auf die Suche nach denjenigen gemacht, die begonnen haben, den städtischen Alltag in wissenschaftlichen Abhandlungen oder in Form von Reportagen festzuhalten. An diesen Punkten setzt auch die Übung mit ihren Fragen an: was macht eine Großstadt zur Großstadt? Was bedeutet Urbanität? Und was lässt eine Stadt im Vergleich zu einer anderen charakteristisch erscheinen? Die Großstadt hat immer auch die Funktion einer Arrival City, einer Stadt des Ankommens, in der verschiedenste Menschen aufeinandertreffen und zusammenleben. Welche Dynamiken lassen sich in der Biografie einer Stadt ausmachen?
In diesem Überblick zur Geschichte der Großstadtwerdung und der Stadtforschung wird es insbesondere um die „Chicago School of Urban Anthropology” der 1920er Jahre und ihre methodischen Zugänge gehen. Eine Exkursion in das historische Museum Saar steht ebenfalls auf dem Plan, um der spezifischen Geschichte von Saarbrücken nachzuspüren.
Walks on the Wildside. Historische Stadtforschung und Kulturanthropologie
Sen.-Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Di. 12:00 - 14:00 c.t. 24.10. / 31.10. / 07.11.
"Europa" - Interdisziplinäre Einführung in die Kulturwissenschaften
Sommersemester 2023
Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Mo. 10:00 bis 12:00 ct.
Mensch und Tier - Annäherungen an ein Ambivalentes Verhältnis
Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Do. 14:00 bis 16:00
'Vom Verfolgen und Tödten wilder Thiere' - Kulturhistorische Perspektiven auf die Jagd
Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Di. 14:00 bis 16:00 c.t.
Magie? - Zur Faszination des Übernatürlichen in Geschichte und Gegenwart
Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Mo. 14.00 bis 16.00 c.t.
Die Nacht ist ein kulturell äußerst interessantes und bislang wissenschaftlich kaum ausgeleuchtetes Thema. Die Zeit zwischen Sonnenunter- und Sonnenaufgang, die man gemeinhin als Nacht bezeichnet, hat neben biologischen und ökologischen Aspekten auch viele kulturelle Elemente hervorgebracht, denen wir uns im Verlauf der kommenden zwei Semester annähern wollen. Denn es gibt beispielsweise Nachtmahre, also Verkörperungen des Albraums, es gibt den Sternenhimmel und seine Deutungen vor den Zeiten naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, um hier nur einiges zu nennen. Deshalb ist die Astrologie eigentlich auch eine Wissenschaft der Nacht. Und es gibt viele menschliche Praktiken, die vor allem in historischen Zeiten in den Nächten greifbar werden, denn vor der Erfindung des elektrischen Lichtes waren die Nächte auch in Europa wirklich dunkel. Deshalb gab es Nachtwächter in den Städten, die diese vor unerwünschten nächtlichen Gästen schützten. Es gab und gibt auch spezifische Orte der Nacht wie beispielsweise das Bordell und andere Formen der Prostitution. Denn auch den Sex haben viele Europäer historisch fundiert primär in die nächtlichen Stunden verschoben. Auch gestimmte Formen der Kriminlaität werden historisch mit der Nacht verknüpft, so tz.B. der 'heimliche' Diebstahl. Auch dieser war nicht nur, aber primär ein Phänomen der Nacht, wie dies ebenfalls lange für Wirthausschlägereien zwischen Männern um Geld und anderes galt. Und ein ganz zentrales weiteres Element der Nacht ist die Frage danach, wie Menschen diese verbrachten und verbringen, um diese 'Unzeit' zu gestalten. Dazu gehören kulturelle Praktiken wie die Ausgestaltung von Schlafräumen und Schlafstätten genauso wie die rituelle Rahmung des Nachtbeginns z.B. in Form von Schlafliedern und anderem. Das Thema also ist groß, komplex und inhaltlich vielfältig. Die inhaltlichen Schwerpunktsetzungen für die kommenden zwei Semester entscheiden wir gemeinsam.
Wintersemester 2022/2023
Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Mo. 10:00 bis 12:00 c.t.
Die Historische Anthropologie widmet sich den Grundbedürfnissen/Grundbefindlichkeiten des Menschen in Geschichte und Gegenwart. Dazu gehören beispielsweise Themen wie die Kulturgeschichte der Gefühle, das Verhältnis des Menschen zu Tod und Sterben, zu Schwangerschaft und Geburt, aber auch das Verhältnis des Menschen zum Tier und zu seiner Umwelt. Daneben beschäftigt sich die Historische Anthropologie auch mit Fragen nach der konkreten Gestaltung des Alltagslebens in Geschichte und Gegenwart (z.B. Wohnen, Nahrung, Kleidung etc.)
Die Europäische Ethnologie verfolgt ähnliche Fragestellungen, hat jedoch einen Schwerpunkt in der Gegenwartsforschung, ihr Untersuchungsraum ist Europa. In ihren Gegenwartsforschungen steht sie der Soziologie nahe und bevorzugt qualitative Forschungsmethoden wie z.B. die teilnehmende Beobachtung, Leitfadengestützte und/oder narrative Interviews und die Ethnografie als dichte Beschreibung (alltags-)kultureller Phänomene.
Die Vorlesung führt in die Fragestellungen und Perspektiven beider Disziplinen ein. Sie stellt zentrale theoretische Konzepte vor, bietet daneben jedoch themenzentrierte Einblicke in fachspezifische Forschungsfragen und Ergebnisse.
Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Mo. 10:00 bis 12:00 c.t.
Landlust – Landfrust? Kulturwissenschaftliche Annäherungen an das Ländliche
Charlotte Ullmert M.A.
Mo. 10:00 bis 12:00 c.t.
In dieser Übung untersuchen wir zwischenmenschliche Beziehungen hinsichtlich der Vorstellungen von Liebe. „Liebe” ist wesentlicher Bestandteil des menschlichen Lebens und ist sowohl persönlich-individuell konzipiert als auch durch gesellschaftliche Diskurse geprägt. Die Deutung, Gestaltung und Wahrnehmung von „Liebe” sind demnach Bestandteil der menschlichen Alltagskultur.
Welche Vorstellungen von Liebe hatten Menschen im 19. Jahrhundert, welche im 21. Jahrhundert? Gibt es die „Liebe fürs Leben” wirklich oder ist sie nur eine romantisierte, kommerzialisierte Vorstellung? Wie überwinden Menschen Trennungsschmerzen? Wie und in welchen Formen wird „Liebe” kommuniziert, welche Symbole und Praktiken kennzeichnen das Phänomen „Liebe”? Wie verändern Dating-Apps unsere Vorstellungen von Beziehung und Sexualität? Berücksichtigt werden dabei stets religiöse, politische und gesellschaftliche Einflüsse, die Vorstellungen von „Liebe” mithin prägen.
Als Quellen dienen uns u.a. Liebesbriefe, Kontaktanzeigen, Homepages von Hochzeitsplanern, Tinder-, Bumble- und Parship-Profile, etc.
Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Do. 16:00 bis 18:00 c.t.
Alternative Gesellschaftsentwürfe: Die Lebensreform in Deutschland
Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Mo. 14:00 bis 16:00 c.t.
Hauptsach', gudd gess? - Annäherungen an die Esskultur im Saarland (Teil 2)
Sommersemester 2022
Charlotte Ullmert M.A.
Mi. 14:00 bis 16:00 c.t. / Sa. 10:00 bis 16:00 (Einzel)
Egal ob Corona- oder Klimakrise, Bungee Jumping oder die Flucht aus einem brennenden Haus – potentiell gefährliche Situationen sind Bestandteil des menschlichen Lebens. In diesem Proseminar loten wir die Umrisse von „Gefahr” aus, erforschen Unterschiede zwischen akuten und latenten Gefahrsituationen und untersuchen insbesondere Reaktionen auf- und den Umgang des Menschen mit Gefahr. Welche Konzepte wurden entwickelt, Gefahren standzuhalten? Welche Bräuche und Rituale gibt es, mit Gefahren umzugehen? Welche Emotionen sind mit Gefahren verbunden, wie wirken sich diese auf den Umgang mit Gefahren aus? Kann man sich auch gerne in Gefahr begeben oder eine Gefahr heraufbeschwören?
No risk, no fun!? - Umgang mit Gefahr in kulturwissenschaftlicher Perspektive
Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Di. 14:00 bis 16:00 c.t.
"Nie zuvor in der Geschichte war der Fleischkonsum derart hoch wie heute, nie wurde so viel Natur für die Fleischproduktion verbraucht und niemals waren die globalen Folgen annähernd so bedrohlich. (…). Man muss es so drastisch sagen: Fleisch ist ein ökologischer Schadstoff. Ein Klimakiller."
Diese Zeilen stammen aus einem Artikel in der Wochenzeitung 'Die ZEIT' aus dem Jahre 2019. Sie umschreiben in knappen Sätzen die Bedeutungshorizonte, die inzwischen auch mit Fleischproduktion und Fleischkonsum verbunden sind. Der Umgang der Menschen mit Fleisch ist historisch lang und kulturell variabel, aber sehr viel komplexer, als es die aktuellen Diskurse um den ökologischen Fußabdruck suggerieren. Letzterer ist sowieso ein Luxusdiskurs, der insbesondere in den reichen Industrienationen geführt wird. Die sogenannten 'Drittweltländer' streben seit Jahren einen höheren Konsum von Fleisch und Fleischprodukten an und knüpfen damit an Bedeutungsebenen von Fleisch an, die lange die dominanten waren. Denn Fleisch war in Europa bis weit in die Neuzeit ein Luxusgut und Statussymbol.
Die Gegenwart zeichnet ein nahezu gegensätzliches Bild. Inzwischen sind es eher die sog. 'bildungsfernen' Schichten, die viel Fleisch konsumieren, denn Fleisch wurde in Deutschland spätestens im 21. Jh. zu einem Billigprodukt. Viele vor allem jüngere Menschen tendieren schon seit Jahren zu vegetarischer oder sogar veganer Ernährung. Dies hängt u.a. mit einem weiteren gesellschaftlichen Diskurs zusammen, der eng mit dem Fleisch verknüpft ist, nämlich dem um Tierschutz und Tierwohl, um Massentierhaltung und Tiertransporte, aber auch um die Zerstörung des südamerikanischen Regenwaldes durch Soja-Anbau für die Nutztierhaltung in Europa, um hier nur Beispiele zu nennen.
Diesen und anderen Themen, die sich im engeren und weiteren Sinne um Fleisch drehen, möchte die Lehrveranstaltung im Sommersemester nachgehen.
Fleisch – Natur – Kultur. Kulturwissenschaftliche Annäherungen
Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Mo. 14:00 bis 16:00 c.t.
Hauptsach', gudd gess? - Annäherungen an die Esskultur im Saarland (Teil 1)
Wintersemester 2021/22
Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Fr. 10:00 bis 12:00 c.t
Die Historische Anthropologie widmet sich den Grundbedürfnissen/Grundbefindlichkeiten des Menschen in Geschichte und Gegenwart. Dazu gehören beispielsweise Themen wie die Kulturgeschichte der Gefühle, das Verhältnis des Menschen zu Tod und Sterben, zu Schwangerschaft und Geburt, aber auch das Verhältnis des Menschen zum Tier und zu seiner Umwelt. Daneben beschäftigt sich die Historische Anthropologie auch mit Fragen nach der konkreten Gestaltung des Alltagslebens in Geschichte und Gegenwart (z.B. Wohnen, Nahrung, Kleidung etc.)
Die Europäische Ethnologie verfolgt ähnliche Fragestellungen, hat jedoch einen Schwerpunkt in der Gegenwartsforschung, ihr Untersuchungsraum ist Europa. In ihren Gegenwartsforschungen steht sie der Soziologie nahe und bevorzugt qualitative Forschungsmethoden wie z.B. die teilnehmende Beobachtung, Leitfadengestützte und/oder narrative Interviews und die Ethnografie als dichte Beschreibung (alltags-)kultureller Phänomene.
Die Vorlesung führt in die Fragestellungen und Perspektiven beider Disziplinen ein. Sie stellt zentrale theoretische Konzepte vor, bietet daneben jedoch themenzentrierte Einblicke in fachspezifische Forschungsfragen und Ergebnisse.
Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Do. 14:00 bis 16:00 c.t.
Fastnacht/Fasching/Karneval: Die unterschiedlichen Bezeichnungen für die sogenannte ‚vierte Jahreszeit‘ im deutschsprachigen Raum verweisen auf unterschiedliche Formen, ein Fest zu feiern, das eine zeitlich begrenzte Wende markiert. Denn die Ursprünge aller drei Formen liegen vermutlich im Europäischen Mittelalter und in der christlichen Religion begründet. Die ‚Wende‘, die dort gefeiert wurde und heute noch wird, zumindest symbolisch, war und ist zunächst eine des Abschieds! Sechs Wochen Fastenzeit lagen vor den Menschen im vormodernen Europa, sechs Wochen Verzicht auf Fleisch und Milchprodukte, Feste und Feiern. Vorher allerdings ließen es sich die Menschen bei vollen Tellern und Bechern noch einmal richtig gut gehen, das ist der – prosaische und inhaltlich verkürzte – Hintergrund unserer heutigen Fastnachtsfeierlichkeiten.
Die Geschichte der Fastnacht ist entsprechend eng verwoben mit der vorösterlichen Fastenzeit; dieser Zusammenhang ist vielen Menschen heute nicht mehr bekannt. Fasching und Fastnacht verweisen heute eher auf Eventisierung, sind wie beispielsweise der Kölner Karneval oder auch die schwäbisch-alemannische Fastnacht im südwestdeutschen Raum in erster Linie touristische Anziehungspunkte. Der Anfang jedoch und auch der kulturelle und soziale Sinn dieser ‚Wendezeit‘ waren anders gelagert. In dieser Lehrveranstaltung werden wir uns mit dieser historischen Gewordenheit unserer heutigen Fastnachtskultur ebenso auseinandersetzen wie mit ihren aktuellen Ausformungen und Eventisierungen. Die Lehrveranstaltung ist verknüpft mit einer Übung von Ruben Camilo Berstecher Barrero zum Thema Dokumentarfilm. Master-Studierende und fortgeschrittene BA-Studierende erhalten so die Möglichkeit, das inhaltlich in der Übung erworbene Wissen in einem gemeinschaftlich erstellten Dokumentarfilm zum Thema in eine konkrete Praxis umzusetzen (siehe auch den Ankündigungstext zur Veranstaltung von Camilo Berstecher). Wir freuen uns gemeinsam auf Ihr reges Interesse.
Fasching, Fastnacht, Karneval – Kulturhistorische Annäherungen an ein Ritual
Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Di. 10:00 bis 12:00 c.t
Der Drang zum Spielen ist – nicht nur beim Menschen, denn auch Tiere spielen - offensichtlich auch genetisch angelegt. Kulturell geprägt und historisch variabel hingegen ist, wann wer mit wem aus welchen Gründen welche Spiele spielt; hier unterscheidet sich das menschliche doch vom tierlichen Spielen. In dieser Lehrveranstaltung schauen wir auf die vielfältigen Formen des menschlichen Spielens, deren kulturelle Bedingtheit und alltagskulturelle Bedeutung in Europa. Zeitlich begeben wir uns auf eine Reise von den Spielen der frühen Neuzeit bis in das 21. Jahrhundert. Viele der bis heute bekannten Spiele wie z.B. Tennis und andere Ballspiele, aber auch Brett- und Würfelspiele kannten schon die vormodernen ZeitgenosInnen. Schon die frühneuzeitlichen Obrigkeiten sahen im Spielbedürfnis ihrer Untertanen eine Gefahr für das Staatswesen, wurde dort doch aus ihrer sPerspektive insbesondere in Glücksspielen jede Menge Geld verschwendet.
Die modernen Gesellschaften hingegen haben eine Vielfalt an neuen Spielen entwickelt, die sich zahlreicher Medien und Formen/Formate bedienen. Die privaten Spiele umfassen inzwischen ein breites Spektrum, das von traditionellen Brettspielen wie Dame, Mühle und Co. bis hin zu einer komplexen Vielfalt an Computerspielen reicht. In vieler Hinsicht sind die Spielinhalte auch ein Spiegel gesellschaftlicher Wandlungsprozesse und Wertvorstellungen (Beispiel: Monopoly als Spiel des Kapitalismus). Jüngere Spielformen wie das Live Action Role Play (LARP) verlangen sogar den Einsatz des gesamten Körpers und die Erschaffung einer zweiten Identität und sind schon deshalb eingebettet in grundsätzliche gesellschaftliche Diskurse und Debatten.
Gespielt wird daneben auch im staatlichen Auftrag, denn der Staat verdient in Deutschland seit langem sowohl am Lotto-Spiel als auch an Glücksspielen, die in eigens dafür errichteten Casinos angeboten werden. Hier bietet Saarbrücken mit seiner Vielzahl an derartigen Einrichtungen ein vielversprechendes Forschungsfeld, an dessen Beispiel auch konkrete Konsequenzen übermäßigen Spielens untersucht werden können, nämlich die 'Spielsucht'.
Wir widmen uns also im kommenden Semester den vielfältigen Formen und Funktionen des Spielens in Geschichte und Gegenwart in der Hoffnung auf eine Veranstaltung in Präsenz. Je nach Corona-Lage würde ich eine Exkursion in das Saarbrücker Casino in die Veranstaltung integrieren bzw. einplanen.
Spielen – Kulturanthropologische Annäherungen an ein menschliches Grundbedürfnis
Ute Flieger M.A.
Fr. 10:00 bis 12:00 c.t
Kleidung ist eines unserer wichtigsten Ausdrucksmittel: Mittels Kleidung kommunizieren und erzeugen wir Haltungen, Identitäten, Geschlechter, soziale Gruppe, Lebensstil. Kleidung kann Empfindungen hervorrufen, sie vermag Körper und Geist zu schützen, sie ist persönlich und politisch.
In der Übung Kleidungsforschung beschäftigen wir uns mit der Herstellung, den Formen und Funktionen von Kleidung ab dem späten Mittelalter bis in die heutige Zeit. Wir untersuchen Kleidung als Ausdruck gesellschaftlicher Werte und Normen, als Handlungs- und Disziplinierungsinstrument, Kommentar und Gestalterin von Kultur.
Die Veranstaltung ist an die Einführungsvorlesung gekoppelt und vermittelt Grundlagen für das wissenschaftliche Arbeiten im Fach. An den Einzelthemen entlang besprechen wir Forschungsperspektiven, Quellen der Erkenntnisbildung, Theorien und Methoden und arbeiten so an der Basis für ein Studium der Historischen Anthropologie/Europäischen Ethnologie.
Sich kleiden - Themen der kulturwissenschaftlichen Kleidungsforschung
Charlotte Ullmert M.A.
Sa. 10:00 bis 16:00 (4 Blocktermine)
Der saarländische Bergbau war knapp 260 Jahre einer der größten Arbeitgeber des Landes und somit auch einer der größten Ausbildungsbetriebe. In dieser Übung soll die Lebens- und Alltagswelt der saarländischen Auszubildenden im saarländischen Steinkohlenbergbau untersucht werden. Welchen Reiz übte der Beruf "Bergmann" aus, welche Ausbildungsmöglichkeiten gab es, wie sah der Alltag der Lehrlinge aus?
Anhand von Quellen (Zeitungen, Interviews, Bildern, Lehrmaterial,...) wollen wir verschiedene Aspekte der Lehrlingszeit betrachten und versuchen, ein Bild der Lehrjahre zu zeichnen – der Fokus wird hierbei auf dem 20. Jahrhundert liegen.
Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Mo. 14:00 bis 16:00 c.t.
Kulturanthropologische Perspektiven auf die Stadt beschäftigen sich unter anderem mit der städtischen Selbstdarstellung/-inszenierung, aber auch mit der Wahrnehmung der Stadt durch Einheimische und Fremde. Saarbrücken gilt vielen außerhalb des Saarlandes als eine von der Industriekultur geprägte, hässliche Stadt, die Saarbrücker hingegen lieben sie und finden sie schön. Die Industriekultur hat bedeutenden Einfluss auf den Habitus der Stadt gehabt, der das Stadtbild bis heute prägt (soziale und kulturelle Vielfalt in der Bevölkerung, Autos überall, eine Autobahn mitten durch die Stadt, die Präsenz des Rotlichtmilieus ebenfalls immer noch auch im Stadtzentrum etc. etc.). Daneben ist u.a. die Grenzlage zu Frankreich vor allem für das heutige städtische Selbstverständnis von zentraler Bedeutung (französisches Flair, Bedeutung der Gastronomie etc.).
In dieser zweisemestrigen Lehrveranstaltung werden wir versuchen, ein vielfältiges Bild der Stadt Saarbrücken zu entwickeln, das ihre typischen Merkmale erfasst. Das geschieht über empirisch-ethnografische Erhebungen im Stadtraum; notwendige bzw. gewünschte Einzelthemen werden wir in den ersten Sitzungen gemeinsam finden.
Stadt im Fluss? Ethnografische Annäherungen an die Landeshauptstadt Saarbrücken (Teil 2)
Sommersemester 2021
Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Do. 18:00 bis 20:00 c.t.
Diese Vorlesung ist ein Corona-bedingtes Experiment. Sie ist das Ergebnis eines zweisemestrigen Projektseminars zum gleichnamigen Thema, das eigentlich als Präsenzveranstaltung schon im April 2020 in Form einer Tagung, dann verschoben auf den Januar 2021 erneut als Tagung in Kooperation mit der und vor allem in der Völklinger Hütte stattfinden sollte. Corona hat uns zweimal einen Strich durch die Rechnung gemacht, deshalb bieten wir als Team jetzt die Einzelvorträge im Sommersemester 2021 in Form einer Ringvorlesung an. Diese bildet gleichzeitig die thematische Vorlesung der HA/EE; ich als Professorin bin die ganze Zeit dabei, moderiere, kommentiere und diskutiere. Die Inhalte der meisten Sitzungen jedoch gestalten Master-Studierende unseres Faches, die sich inzwischen mehr als ein Jahr mit ihren Themen auseinandergesetzt haben und damit die eigentlichen ExpertInnen sind.
Die Vorlesung wird gleichzeitig auch geöffnet für Studierende des Bachelor Optionalbereichs und des Zertifikates 'Industriekultur' an der UDS.
Da die Saarländische Industrie- und Alltagskultur eng miteinander verknüpft und identitätsstiftend sind, richtet sich die Ringvorlesung „Arbeit – Industrie – Alltag.” nicht nur an Studierende, sondern auch an die breite Öffentlichkeit des Saarlandes und der Großregion.
Arbeit - Industrie - Alltag. Kulturwissenschaftliche Annäherungen an die Industriekultur im Saarland
Ute Flieger M.A.
In diesem Proseminar thematisieren wir, wie Menschen versuchten, sich gesund zu erhalten, Krankheiten zu begegnen und diese zu bewältigten. Wir schauen auf die konkreten Lebensumstände der Menschen, ihre Strategien und Praktiken hinsichtlich der Körperreinigung, dem Umgang mit Infektionskrankheiten, Wohn- und Stadthygiene sowie öffentlicher Gesundheitsvorsorge. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit den Konstrukten und Verknüpfungen von Sauberkeit und Moral, Scham und Selbstkontrolle, mit Körperbildern und Konsumkultur. Das Proseminar zielt insbesondere darauf ab, Quellen der Erkenntnisbildung der Europäischen Ethnologie/Historischen Anthropologie zu erläutern, Theorien und Methoden des Fachs zu vermitteln und wissenschaftliches Arbeiten anzuleiten.
Bitte informieren Sie sich bereits vor Beginn der Veranstaltung im Ansatz zu den oben genannten Themen. Material, Aufgaben und Literatur für die einzelnen Sitzungen werden über die Lernplattform MOODLE sowie den Semesterapparat bereitgestellt.
Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Di. 14:00 bis 16:00
Der Begriff der Ehre spielt in Deutschland heute nur noch eine marginale Rolle. Es gibt das Ehrenamt und das Ehrenwort; darüber hinaus verbindet kaum noch jemand mit dem Begriff und den dahinter stehenden Konzepten eine konkrete Vorstellung. Über den sogenannten 'Ehrenmord' ist die Ehre allerdings in den medialen Debatten vor einigen Jahren in ein schlechtes Licht gerückt.
Konzepte von Ehre spielten auch in europäischen Gesellschaften bis in das 20. Jahrhundert eine wichtige Rolle für die Ordnung von Gesellschaft und Gemeinschaft sowie die Ordnung der Geschlechter. Das Duell z.B. gilt als klassisch-europäische Form des männlichen Ehrenkampfes. Die Ehre der Frauen dagegen definierte und definiert sich in historischen europäischen wie in heutigen ehrbetonten Kulturen primär über die Keuschheit des Körpers, um hier nur Beispiele zu nennen. Vor diesem Hintergrund fragt das Seminar nach den divergierenden Vorstellungen und Bedeutungen von Ehre im interkulturellen Vergleich. Wir schauen auf Ehrvorstellungen im historischen Europa, auf Konzepte von Ehre in der Türkei und im arabischen Raum, um hier ebenfalls nur Beispiele zu nennen. Dabei geht es auch um Formen der Ehrverletzung/Beleidigung der Ehre und der Verteidigung von Ehre.
Hauptseminar: Ehre, Scham und Schande. Ehrkonzepte im interkulturellen Vergleich
Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Mo. 14:00 bis 16:00
Kulturanthropologische Perspektiven auf die Stadt beschäftigen sich unter anderem mit der städtischen Selbstdarstellung/-inszenierung, aber auch mit der Wahrnehmung der Stadt durch Einheimische und Fremde. Saarbrücken gilt vielen außerhalb des Saarlandes als eine von der Industriekultur geprägte, hässliche Stadt, die Saarbrücker hingegen lieben sie und finden sie schön. Die Industriekultur hat bedeutenden Einfluss auf den Habitus der Stadt gehabt, der das Stadtbild bis heute prägt (soziale und kulturelle Vielfalt in der Bevölkerung, Autos überall, eine Autobahn mitten durch die Stadt, die Präsenz des Rotlichtmilieus ebenfalls immer noch auch im Stadtzentrum etc. etc.). Daneben ist u.a. die Grenzlage zu Frankreich vor allem für das heutige städtische Selbstverständnis von zentraler Bedeutung (französisches Flair, Bedeutung der Gastronomie etc.).
In dieser zweisemestrigen Lehrveranstaltung werden wir versuchen, ein vielfältiges Bild der Stadt Saarbrücken zu entwickeln, das ihre typischen Merkmale erfasst. Das geschieht über empirisch-ethnografische Erhebungen im Stadtraum; notwendige bzw. gewünschte Einzelthemen werden wir in den ersten Sitzungen gemeinsam finden.
Stadt im Fluss? Ethnografische Annäherungen an die Landeshauptstadt Saarbrücken (Teil 1)
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