Neuropsychologische Universitätsambulanz

 

Was ist Neuropsychologie?

Als Fachdisziplin bewegt sich die Neuropsychologie im Schnittfeld zwischen Psychologie und Medizin. Als klinisches Anwendungsfach untersucht und behandelt sie neurologische PatientInnen, die eine Erkrankung oder Verletzung des zentralen Nervensystems überstanden haben. Arbeitsgegenstand der Klinischen Neuropsychologie sind also unmittelbare Folgen einer neurologischen Erkrankung.                     Dazu gehören Veränderungen der Sinneswahrnehmung und/ oder der allgemeinkognitiven Leistungsfähigkeit. Auch das emotionale Erleben und Verhalten kann sich infolge der neurologischen Erkrankung nachhaltig verändern.

Die Behandlung darf ausschließlich von approbierten NeuropsychologInnen erbracht werden, die von der Kassenärztlichen Vereinigung zugelassen oder ermächtigt wurden. NeuropsychologInnen sind speziell weitergebildete PsychotherapeutInnen mit berufs- und sozialrechtlicher Befähigung zur Patientenversorgung.

 

Welche Erkrankungen werden in unserer Neuropsychologischen Universitätsambulanz behandelt?

Eine neurologische Erkrankung wie z.B. ein Schlaganfall, eine Schädelhirnverletzung, ein Hirntumor oder eine Multiple Sklerose zieht i.d.R. komplexe Störungen höherer Hirnfunktionen nach sich. Neben den offenkundigen Folgen wie etwa eine Halbseitenlähmung (Hemiplegie, Hemiparese) oder ein Sprachausfall (Aphasie) können weitaus weniger sichtbare Krankheitsfolgen das Leben Betroffener stark belasten.

So können Hirnleistungen wie Konzentrations- und Merkfähigkeit beeinträchtigt, die visuelle Wahrnehmung trotz gesunder Augen gestört (z.B. durch verschwommene Sicht oder leichtgradige Doppelbilder) oder Körperempfindungen u. ä. verändert sein. Überdies können sich Schwindelerleben und Probleme der Haltungs- und Bewegungsregulation entwickeln, ohne dass diesen bspw. eine Lähmung zugrunde liegt. In einem solchen Fall liegt eine neuropsychologische Störung vor. 

Oftmals werden diese Krankheitsfolgen erst erkennbar, wenn die akute neurologische Erkrankung bereits gut überstanden ist und Betroffene wieder im häuslichen Umfeld leben.


Folgende allgemeinkognitive und emotionale Funktionen des Gehirns können beeinträchtigt sein:

  • Aufmerksamkeit und Konzentration
  • Psychomotorische Aktivierung und allgemeine Belastbarkeit
  • Sinneswahrnehmungen wie Riechen, Sehen, Hören, Schmecken und Fühlen
  • Räumliche Wahrnehmung und Orientierung
  • Körper- & Körper-Raum-Wahrnehmung
  • Sprache und sprachgebundene Funktionen (z.B. Rechnen)
  • Merkfähigkeit und Gedächtnis
  • Planung und Steuerung von Handlungsabläufen
  • Soziale Kognitionen und Interaktionen
  • Emotionales Erleben und Verhalten

 

Um eine zielgerichtete Behandlung der neuropsychologischen Störungen sicherzustellen, ist eine fundierte Untersuchung durch die Neuropsychologie ausschlaggebend. In vielen Fällen kann die Neuropsychologische Psychotherapie (NPT) sowohl zu einer Verbesserung der eingeschränkten allgemeinkognitiven Leistungen als auch zur Reduktion der sie begleitenden psychosozialen Belastungen führen.

Auch psychoemotionale Veränderungen nach bzw. durch die neurologische Erkrankung sind Gegenstand der NPT. Dazu gehören beispielsweise die sog. Post Stroke Depression, Angststörungen oder auch Veränderungen der Persönlichkeit nach Hirnschädigungen.

 

Wie läuft eine neuropsychologische Psychotherapie ab?

Jeder Behandlung geht eine gründliche Untersuchung voraus, um die Art und das Ausmaß der neuropsychologischen Störung möglichst objektiv zu erfassen. Dabei kommen neben dem persönlichen Gespräch unterschiedliche testpsychologische Verfahren zum Einsatz, entweder als Papier-Stift-Verfahren oder PC-unterstützt.

Zentral sind dabei Fragen nach dem Umfang der Alltagsbeeinträchtigung, den psychosozialen Folgen und ggf. nach möglichen Schwierigkeiten bei einer beruflichen Wiedereingliederung. Neben der Erfassung von geschädigten Hirnleistungsfunktionen beurteilt die neuropsychologische Diagnostik auch die gut erhaltenen Funktionen, um das Rehabilitationspotenzial bzw. die Ressourcen der PatientInnen zu beurteilen.

Sobald das neuropsychologische Profil Einblicke in intakte und beeinträchtige Funktionen zulässt, wird die Behandlung in Abstimmung mit den PatientInnen geplant, um die Therapie möglichst lebensnah zu gestalten. Die neuropsychologische Therapie avisiert zwei Hauptziele:

  1. Wiedererlangung oder Erhaltung der Selbständigkeit
  2. Soziale und berufliche Wiedereingliederung

Um diese beiden Ziele effektiv zu verfolgen, kommen evidenzbasierte Therapieverfahren zum Einsatz, die dem individuellen neuropsychologischen Profil der PatientInnen entsprechend ausgewählt werden. Auf Wunsch der Behandelten können Angehörige beraten und einbezogen werden. Im gebotenen Fall können NeuropsychologInnen gemeinsam mit dem/ der Behandelten das Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen, um eine etwaige berufliche Eingliederungsmaßnahme vorzubereiten.

 

Wen behandelt die Neuropsychologische Universitätsambulanz?

Grundsätzlich können sich alle neurologischen PatientInnen mit Bedarf an neuropsychologischer Therapie an uns wenden. 

Neurologische PatientInnen, deren Erkrankungen durch Fachärzte diagnostiziert wurden und nicht länger als 5 Kalenderjahre zurückliegen, haben einen Anspruch auf 60 Behandlungsstunden „Neuropsychologische Psychotherapie“ (NPT) zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). 

Die Neuropsychologische Universitätsambulanz ist seit 2013 nach §117 (2) SGB V zur vertragsärztlichen Patientenversorgung ermächtigt („Hochschulambulanz“).

Als Universitätsambulanz ist es unser Ziel, nach dem „Scientist-Practitioner-Prinzip“ Praxis und Theorie eng zu verzahnen, um einerseits Forschung und Lehre möglichst praxisnah zu gestalten, und um andererseits neueste Forschungserkenntnisse unmittelbar in die klinische Anwendung einfließen und damit neurologisch Erkrankten zukommen zu lassen.

Unsere Studien widmen sich der Konzeption und Entwicklung neuer Therapieverfahren für neuropsychologische Störungen nach bzw. bei neurologischen Erkrankungen.

Da wir sehr begrenzte Therapieressourcen haben, können leider nur ausgewählte PatientInnen aufgenommen werden, deren Krankheitsbilder aktuell von uns beforscht werden. Mit Wartezeiten bis zu 12 Monaten muss gerechnet werden.

 

Ihre Fragen zur neuropsychologischen Behandlung richten Sie gerne an unser Sekretariat:

Désirée Maus
Fon: +49 (0)681 302 57381
Fax: +49 (0)681 302 57382
desiree.maus@uni-saarland.de