Lehrveranstaltungen
Sommersemester 2024
Jun.-Prof. Dr. Simone Egger
Mi. 12:00 bis 14:00
Der Titel der Vorlesung zitiert die Ausstellung „Wer wir sind. Fragen an ein Einwanderungsland”, die 2023 in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen war. Im Rahmen des Projekts ging es zum einen um die jahrzehntelange Weigerung verantwortlicher Politiker*innen, von Deutschland als Einwanderungsland zu sprechen und in diesem Sinne zu handeln. Zum anderen kamen diejenigen zur Sprache, die seit den 1950er Jahren als sogenannte Gastarbeiter*innen oder aus verschiedenen anderen Gründen in die Bundesrepublik gekommen sind. Ihr Alltag wurde mittels Objekten aus dem Bestand von DOMiD (Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland) thematisiert. Zudem wurden künstlerische Beiträge präsentiert, die sich mit Fragen des Ankommens, mit Zugehörigkeit und Identität, aber auch mit Ausschlüssen und Rassismus befassen.
An dieser Dreiteilung orientiert sich auch die Veranstaltung. In der Vorlesung wird es ebenfalls um Politiken der Migration mit Schwerpunkt auf der zweiten Hälfte des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts gehen. Wir sprechen über Begrifflichkeiten wie Diversität und Kosmopolitismus und setzen uns ebenso mit Ausgrenzung und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit auseinander. Analog wird es um transnationale Lebenswelten und Biografien von Menschen gehen, die mehrere Heimaten und/oder Bezugspunkte haben. Künstlerische Positionen werden immer wieder eine Rolle spielen: mit ihrer Debüt-Single „Fremd im eigenen Land” von 1992 haben die Rapper von „Advanced Chemistry” aus Heidelberg Rassismus thematisiert. 2024 haben sich Künstler*innen wie Helene Fischer auf dem Titel des Magazins „Stern” gegen Rechtsextremismus ausgesprochen – und sind dafür gelobt, aber auch massiv angefeindet worden, während die Bewertung von Zuwanderung in der politischen Debatte zum Thema der Stunde gemacht wird.
Link zur Ausstellung „Wer wir sind”:
https://magazin.bundeskunsthalle.de/2023/07/wer-wir-sind-fragen-an-ein-einwanderungsland/
Link zu DOMiD:
https://domid.org/
Link zum Video „Fremd im eigenen Land” von „Advanced Chemistry”:
#AdvancedChemistry x Fremd im eigenen Land HD (#360records) (you https://domid.org/tube.com)
Wer wir sind. Fragen an ein Einwanderungsland
Jun.-Prof. Dr. Simone Egger
Di. 16:00 bis 18:00
Im Rahmen der Veranstaltung wird es zum einen um erkenntnistheoretische Überlegungen im Zusammenhang mit der Stadtanthropologie, zum anderen sollen Methoden erprobt werden, um urbane Räume und Figuren in Vergangenheit und Gegenwart zu erschließen. Schrittweise nähern wir uns Fragen und Konflikten, Lebenswelten und Geschichten, die mit der Saarbrücker Innenstadt in Verbindung stehen. Um der Stadt in ihrer Komplexität gerecht zu werden, geht eine anthropology in oder of the city generell von einem multimethodischen Vorgehen aus. Wir erproben ethnografische Methoden wie die teilnehmende Beobachtung, führen Gespräche und Interviews, arbeiten historisch-archivalisch und erschließen uns die Vielschichtigkeit der Stadt im digitalen Raum.
Mapping Leerstand. Methodische Annäherungen an die Stadt der Gegenwart
Nadja Neuner-Schatz
Termin wird noch bekannt gegeben
Wie andere Formen der Tierhaltung auch, scheint die Rinderhaltung in den letzten Jahren zunehmend in Kritik geraten zu sein. Dabei gilt die "Milchviehhaltung" als "die tragende Säule der saarländischen Landwirtschaft", wie beispielsweise vom Land Saarland und dem Agrarministerium öffentlich vorgetragen wird. Bemerkenswert ist, dass für die Haltung von Rindern in ganz unterschiedlichen europäischen Regionen mit ganz ähnlichen Argumenten mobilisiert wird. So seien es im Saarland, wie im alpinen Tirol die Grünlandflächen, die ein anderes Landbewirtschaften verunmöglichen würden, es sei - so die medienwirksame Rede - von Natur aus vorgeben, Rinder zu halten.
Ausgehend von dieser Beobachtung: Der sich deckenden, aber doch in ganz unterschiedlichen Umwelten funktionierenden Argumentation für die Rinderhaltung, wird es in dieser Lehrveranstaltung darum gehen, die sich wandelnden Verhältnisse zwischen Menschen und Rindern in der Nutztierhaltung aus kulturwissenschaftlicher Perspektive und im historisch-regionalen Vergleich in den Blick zu bekommen. Dazu erarbeiten wir uns anhand einer Leseliste und kurzer studentischer Inputs grundlegendes theoretisches Vokabular aus den Human-Animal Studies und den Agro-Food Studies, besprechen die Lektüre gemeinsam und wenden die theoretischen Analysewerkzeuge auf eigenes Feldmaterial an.
Leonie Müller M.A.
Mi. 12:00 bis 14:00
Das Seminar beleuchtet Hip Hop im deutschen Kontext aus kulturanthropologischer Perspektive. Hip Hop ist performativ, eine "Kultur des Machens", die durch öffentliche Inszenierungen eigene Codes und Wertesysteme transportiert. Über einzelne Akteur*innen hinaus entsteht Verbundenheit, Gemeinschaft und lokale Identität. Wir erforschen die Ursprünge des Hip Hop in Deutschland und analysieren seine ästhetischen, politischen und sozialen Dimensionen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Rolle von Frauen sowie auf der Bedeutung von Sprache, Sampling und Graffiti als Ausdrucksformen und Kulturtechniken.
Exkursionen zu Ausstellungen bieten praktische Anschauung und vertiefen das Verständnis für diese subkulturelle Bewegung.
Zwischen Dichtung und Wahrheit. Hip Hop als kulturelle Praxis in Deutschland
Sen.- Prof. Dr. Barbara Krug-Richter
Mo. 14:00 bis 16:00
Pflanzen sind in, sowohl im Haus als auch außerhalb, und das seit Jahren auch in den jüngeren Generationen. Es gibt nicht nur auch alternative Formen des Gärtnerns wie urban gardening-Projekte und/oder Gemeinschaftsgärten, sondern auch Plantfluencer und den urban jungle-Lifestyle. Es gibt sogar Menschen, die behaupten, Pflanzen seien die neuen 'Haustiere', entsprechend bezeichnen sich PflanzenliebhaberInnen auch als 'plantmum' oder 'plantdad'.
Dabei ist der Trend zu Pflanzen als privatem Hobby oder persönlicher Leidenschaft ein historisch relativ junges Phänomen. Erst im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert begannen an der Natur interessierte Personen zu 'botanisieren', d.h. Pflanzen zu sammeln und in die Wohnungen zu holen. Erst die Architekten des 19. Jahrhunderts bauten die Häuser und Wohnungen Pflanzengerecht um und schufen Fensterbänke und Erker, um hier nur Beispiele zu nennen, auch erste Pflanzenmöbel wurden entwickelt.
In dieser Lehrveranstaltung untersuchen wir den Einzug der Pflanzen in das menschliche Alltagsumfeld und schauen dabei vor allem auf deren kulturelle Bedeutung. Das tun wir sowohl in historischen wie in gegenwärtigen Zeiten und am Beispiel von Gärten wie Zimmerpflanzen.
Botanophilie. Kultur mit Pflanzen in Geschichte und Gegenwart.
Jun.-Prof. Dr. Simone Egger
Di. 18:00 bis 20:00
Ob in Frankfurt am Main, München oder Saarbrücken: in den Fußgängerzonen stehen Ladenlokale leer. Der Einzelhandel, der jahrzehntelang floriert hat, zieht sich zurück aus den Innenstädten – und nicht nur städtebaulich, sondern auch politisch stellt sich die Frage, wie die Zukunft der Zentren aussehen wird. Im Moment wechseln sich belebte und unbelebte Einzelhandelsflächen ab. Der Rede von den Leerständen bezieht sich in erster Linie darauf, dass in diesen Räumen nicht mehr konsumiert wird und neue Gewerbemieter*innen auch nicht in Aussicht stehen. Stattdessen häufen sich Meldungen über Insolvenzen, in vielen Städten geht es um die Frage, wie es mit Galeria Kaufhof als zentralem Ort mit vielen verschiedenen Funktionen weitergeht.
Der französische Anthropologe Marc Augé spricht von Orten und Nicht-Orten der Übermoderne, unserer Gegenwart, in der es von allem zu viel zu scheinen gibt (vgl. 2011). Im Rahmen des Seminars werden wir uns u.a. mit seinen Überlegungen auseinandersetzen. Wir befassen uns mit der historischen Entwicklung von Fußgängerzonen und fragen, wie Leerstände als entstehende Freiräume (Stichwort: degrowth) umgedeutet werden können. Wer nutzt das Zentrum auf welche Weise und welche Bedürfnisse werden geäußert, welche Debatten geführt? Wir machen uns – in der Gegenwart und in der Vergangenheit – auf die Suche nach Konzepten, die Innenstadt vielschichtiger denken und Nicht-Orte auf unterschiedliche Weise wieder zu Orten werden lassen (ebd.).
Innenstadträume. Orte und Nicht-Orte der Übermoderne / Zukunft gestalten
Jun.-Prof. Dr. Simone Egger / Sen.- Prof. Dr. Barbara Krug-Richter / Leonie Müller M.A.
Termin nach Absprache
Das Kolloquium wird als Blockveranstaltung angeboten. Bitte melden Sie sich per E-Mail bei Frau Krug-Richter an,
Jun.-Prof. Dr. Simone Egger
Termin nach Absprache
Das Kolloquium wird als Blockveranstaltung angeboten. Bitte melden Sie sich per E-Mail bei Frau Simone Egger an.
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