Dr. Lisa Hecht, Kunstgeschichtliches Institut, Philipps-Universität Marburg:
„Without hands“ – Agency und Sichtbarkeit von Menschen mit fehlenden Gliedmaßen (17.‒19. Jahrhundert)
Der Vortrag beleuchtet anhand unterschiedlicher Werkbeispiele frühneuzeitliche Darstellungen von Menschen, die mit fehlenden oder nicht voll entwickelten Gliedmaßen zur Welt gekommen sind. Dabei stehen Strategien der Selbstinszenierung sowie Fremdwahrnehmung von Personen mit Behinderung im Vordergrund, insbesondere dann, wenn diese zugleich eine künstlerische Tätigkeit ausübten. Welche Mittel standen etwa dem schwäbischen ›Fußkünstler‹ und Kalligraphen Thomas Schweicker (geb. 1541) oder dem englischen Zeichner und Schreibkünstler Thomas Inglefield (geb. 1769) zur Verfügung, um sich in einer vermeintlich ableistischen Mehrheitsgesellschaft zu behaupten? Wie wird dies in ihren Porträts sichtbar oder auch unsichtbar gemacht? Weiterhin wird gefragt, ob sich Unterschiede in der Inszenierung von Befähigung bei männlichen und weiblichen Kunstschaffenden feststellen lassen.
Dr. Lisa Hecht ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunstgeschichtlichen Institut der Philipps-Universität Marburg. Nach einen Studium der Kunstgeschichte und Anglistik in Greifswald und Dresden wurde sie 2018 in der Universität Köln mit einer Dissertation zu dem englischen Zeichner und Graphiker Aubrey Beardsley promoviert. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Kunst und Kunsttheorie von der Frühen Neuzeit bis in die Moderne. Ihr gemeinsam mit Hendrik Ziegler publiziertes Buch „Querness in der Kunst der Frühen Neuzeit?“ (2023) hat weithin Beachtung gefunden.
Zeit: 30. April 2025, 18.15 Uhr
Ort: Geb. B3 1 (Raum 1.30)