Aktuelles

Schließzeiten des Geschäftszimmers

Das Geschäftszimmer ist vom 05. bis 31. August  geschlossen.  Die nächste Sprechstunde findet am 03. September statt.

 

Antrittsvorlesung

Oper und Kaiserstaat im Europa der Habsburger, 1815-1890 (Prof. Axel Körner)

Donnerstag, 23. Mai 2024, 18 Uhr c.t.
Campus, Geb. B3 2, Hörsaal 0.03

Die Oper war in der Habsburgermonarchie ein wichtiges Mittel des Austauschs zwischen Nationalitäten, Kronländer und Religionsgemeinschaften, auch zwischen Klassen und Geschlechtern, Zentrum und Peripherie, und unterstützte damit die multinationale Staatsidee Österreichs in den Jahrzehnten nach dem Wiener Kongress. Eine entscheidende Rolle spielte dabei die Verbreitung des Repertoires:
im Original, in Übersetzungen oder in Form von Parodien für die Vorstadttheater; aber auch die Mobilität von Sängern, ganzen Operntruppen und den dazugehörenden Impresari. Eine entsprechende Funktion kam der Kooperation zwischen Opernhäusern und Theatergesellschaften zu, aber auch der Zirkulation von Gebrauchsmusik durch den Notenhandel. Metternich – ein ausgewiesener Kenner der Oper - förderte vor allem die italienische Oper, um damit in den Jahren der Heiligen Allianz eine neu gefundene Harmonie zwischen den Völkern zu stiften. Diese Sichtweise auf die Oper in der Habsburgermonarchie hinterfragt traditionelle Darstellungen, welche Oper im 19. Jh. vor allem als Instrument des politischen Nationalismus sehen. Der Vortrag bietet Einblicke in ein vom ERC gefördertes Forschungsprojekt der Universität Leipzig, in dem HistorikerInnen und MusikwissenschaftlerInnen aus ganz Europa zusammenarbeiten: “Opera and the Politics of Empire in Habsburg Europe, 1815-1914.

 

Zuordnung zu den Dozentinnen und Dozenten zum Beratungsgespräch (FW-BM) im WS 23/24

Zuordnung zu den Dozentinnen und Dozenten zum Beratungsgespräch (FW-BM) im WS 23/24

Die Beratungen können  im Laufe der vorlesungsfreien Zeit oder zum Beginn des kommenden Semesters durchgeführt werden. Wenden Sie sich bzgl. Terminen und der Art der Durchführung an die jeweiligen Dozierenden und lassen Sie diesen den entsprechenden Schein  ausgefüllt zukommen. Den Schein erhalten Sie anschließend wieder zurück, er wird im Geschäftszimmer gestempelt und verbleibt dann bei Ihnen selbst.

 

Nachruf Prof. Dr. Kurt-Ulrich Jäschke

Kurt-Ulrich Jäschke wurde in Danzig-Langfuhr geboren – einer Region, die damals erneut im Zentrum europaweiter Krisen stand. Nach seinem Studium der Anglistik, Geschichte und Evangelischen Theologie an den Universitäten Münster und Bonn wurde er dort 1964 unter der Betreuung durch Prof. Dr. Helmut Beumann promoviert mit der Arbeit „Studien zu Quellen und Geschichte des Osnabrücker Zehntstreits unter Heinrich IV.“. Anschließend wirkte er als Assistent Beumanns am Institut für Mittelalterliche Geschichte der Philipps-Universität Marburg. Dort habilitierte er sich 1969 mit einem Werk über „Die älteste Halberstädter Bischofschronik“. Im Wintersemester 1972/73 vertrat er den Lehrstuhl für Mittlere Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

1975 wurde Jäschke auf die Professur für Geschichte des späten Mittelalters am Historischen Institut der Universität des Saarlandes berufen. Hier wirkte er mit großem Engagement bis zu seiner Pensionierung 2003 und blieb darüber hinaus sehr präsent und aktiv. 1976-1978 und 1996 war er Geschäftsführender Professor des Historischen Instituts. Sein Wirken als Prodekan des damaligen Fachbereichs „Grundlagen- und Geschichtswissenschaften“ 1990-1994 fiel in die Jahre der ersten von der Landesregierung verfügten großen Sparwelle an der Universität. Ihr begegnete er mit besonderer konstruktiver Umsicht und Verantwortung für das Gesamtprofil seiner Fakultät und damit der Universität.

An der Universität des Saarlandes leitete er, als Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz und der Deutschen Regestenkommission, bis 2016 die Arbeitsstelle der Regesta Imperii zu dem König und Kaiser des Deutschen Reiches aus dem Herrscherhaus Luxemburg Heinrich VII. Dies betraf Europa von Böhmen bis zur Normandie.  Zu seinen zahlreichen Tätigkeiten für das Saarland zählt insbesondere der Vorsitzen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte 2000-2005.

Jäschke schrieb ebenso konzentriert wie anschaulich und oft mit leisem Humor, seine Werke erreichten auch deshalb ein breiteres Publikum. Seine Forschungsschwerpunkte griffen über die offizielle Bezeichnung seiner Professur weit hinaus - beispielsweise in seinen Arbeiten zur Weinwirtschaft von der Spätantike bis zum Untergang des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation anfangs des 19. Jahrhunderts. Zu seinen Schwerpunkten gehörten im Bereich des Mittelalters die Geschichte politischer Ideen, Geschichtsschreibung und Hagiographie, Stadtgeschichte, breite Felder der Wirtschaftsgeschichte, die Geschichte Englands und die Historischen Hilfswissenschaften. Gemeinsam mit der Stadt Heilbronn baute er ein europaweites wissenschaftliches Netzwerk zu den zahlreichen Teilbereichen der Stadtgeschichte auf. Er erforschte Europa im Spätmittelalter und bettete die Geschichte des Reiches in diese ein. Er setzte wichtige weitere Impulse unter anderem bei der Erforschung des Herrscherhauses der Luxemburger und beschäftigte sich intensiv mit dem politischen und kulturellen Wirken von Frauen. Das Verzeichnis seines runden Dutzends umfangreicher und teils auch für ein breiteres Publikum bestimmter konziser Bücher gibt sein Wirken nur unvollkommen wider: Seine wissenschaftlichen Aufsätze hatten häufig ähnlichen Umfang und Tiefgang.

Kurt-Ulrich Jäschke hat das Historische Institut mit seiner Tätigkeit in Forschung, Lehre und Verwaltung geprägt. Er hat zum Profil der Saarbrücker Geschichtswissenschaft und deren europäischer Ausrichtung maßgeblich beigetragen. Die Fachrichtung Geschichte gedenkt seiner mit großer Dankbarkeit.

 

Europa in (und aus) Bewegung. Migration, Reisen und Grenzüberschreitungen in Europa-Konstruktionen des Mittelalters (Prof. Dr. Klaus Oschema)

Mittwoch, 10. Januar 2024, 18 Uhr c.t.
Campus, Geb. B3 2, Hörsaal 0.03

Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde das Mittelalters gerne als jene Phase beschrieben, in der die kulturellen Grundlagen für die spätere Entwicklung Europas gelegt wurden. Dabei hob man Phänomene wie die Christianisierung oder das Städtewesen hervor, vernachlässigte aber den Blick auf den Einsatz des Wortes „Europa“ durch die Zeitgenossen. Die Untersuchung von dessen durchaus eigenständiger Entwicklung kann aber überraschende Perspektiven eröffnen: Angesichts der aktuellen Debatten um Migrationsphänomene fällt etwa auf, dass die
Entstehung der in Europa verorteten Völker zumeist mit Migrationsgeschichten erklärt wurde. Dabei spielte ab dem Hochmittelalter die Grenze zwischen Europa und Asien eine prominente
Rolle. Der Vortrag will zeigen, wie die Entwicklung der mittelalterlichen Europa-Vorstellung grundlegend mit Bildern von Migration und Reisen verbunden ist.

 

Vortragsankündigung Kultur- und Mediengeschichte

Die Kultur- und Mediengeschichte lädt zu zwei außerordentlichen Vorträgen innerhalb des Kolloquiums ein:

Mia Berg/Andrea Lorenz (Bochum/Hamburg):
Soziale Medien in der Geschichtswissenschaft
Potenziale und Herausforderungen zwischen Digital, Media und Public History
Dienstag, 21.11.2023
16:00-18:00 Uhr
B3.1, Großer Sitzungssaal, Raum 0.11



Axel Dröber (Habilitationsprojekt, DHI Paris):
Dritte Republik und deutsche Bevölkerung
Geschichte der französischen Einbürgerung im ehemaligen Elsass-Lothringen nach dem Ersten Weltkrieg (1918–1939)

(in Kooperation mit dem Kolloquium Geschichte der Frühen Neuzeit)
Dienstag, 23.01.2024
16:00-18:00 Uhr
B3.1, Großer Sitzungssaal, Raum 0.11

Das gesamte Kolloquiumsprogramm gibt es hier als PDF-Download.

 

Öffentliche Ringvorlesung „Europas Bildung und Wissen – Von Platons Akademie zur Universität des Saarlandes“

Ab 25. Oktober bieten die Fachrichtungen Geschichte und Altertumswissenschaften der Philosophischen Fakultät immer mittwochs von 16-18 Uhr die Ringvorlesung "Europas Bildung und Wissen – Von Platons Akademie zur Universität des Saarlandes" an. Vor dem Hintergrund des UdS-Jubiläums soll die Geschichte von Wissenschaft und Universität von der Antike bis zur Gegenwart beleuchtet werden.
Die Ringvorlesung wird am 25.10. mit einem Grußwort des Universitätspräsidenten Manfred Schmitt und dem ersten Vortrag eröffnet: Es spricht Prof. Dr. Peter Riemer zum Thema "Ist alles Wissen relativ? Die Sophisten im klassischen Athen".
Die Vortragsreihe spannt den Bogen von der Antike über das Mittelalter und die Frühe Neuzeit, über Humanismus und Aufklärung bis hin zur Wissenschaft im Nationalsozialismus und schließlich in die Gegenwart.
Vortragsthemen sind u.a. Bildungsverbote im Mittelalter, die Auswirkungen des Buchdruckes auf die moderne Wissenschaft oder "Studieren im Krieg. Hochschulen in der Ukraine nach dem russischen Überfall". Eingebettet in die Ringvorlesung ist darüber hinaus die Vorstellung des Jubiläumsbands anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Universität des Saarlandes.

Eine Übersicht über das gesamte Programm gibt’s hier:
https://www.uni-saarland.de/fileadmin/upload/aktuell/pdf/2023/Ringvorlesung-Geschichte-Altertumswissenschaften.pdf

 

Europavortrag: Verlust oder Herausforderung? Die Transformation Europas seit 1990 (Prof. Dr. Andreas Wirsching, Institut für Zeitgeschichte München - Berlin)

Mittwoch, 14. Juni 2023, 18 Uhr c.t.
Campus, Geb. B3 2, Hörsaal 0.03

Die Position Europas in der Welt ist heute eine völlig andere als 1990. Damals schien der liberale Universalismus des Westens eine "neue Weltordnung" zu begründen und die Spaltungen des Kalten Krieges endgültig zu überwinden. Heute dominieren in Europa und weltweit neue Spaltungen. Unverkennbar und beunruhigend sind die Trends zur Entdemokratisierung und Entliberalisierung. Der Vortrag wird erstens die universalistische Idee der "neuen Weltordnung" im Hinblick auf Europa kritisch diskutieren und zweitens die national-partikularistischen Herausforderungen dieser Ordnung erkunden. Ein dritter Gedankengang gilt der "Zeitenwende" und der Frage, inwieweit die gegenwärtige Krise die europäischen Staaten zu verstärkten Anstrengungen der Daseinsvorsorge herausfordert.

 

Vortragsreihe: Die Revolution von 1848/49. Regional und Transnational

Die Kommission für Saarländische Landesgeschichte veranstaltet in Zusammenarbeit mit der Universität des Saarlandes, dem Stadtarchiv Saarbrücken, dem Historischen Museum Saar sowie der Villa Lessing eine Veranstaltungsreihe zum 175-jährigen Jubiläum der Revolution von 1848/49. Die Reihe trägt den Titel “Die Revolution von 1848/49. Regional und Transnational” und umfasst mehrere Vorträge und eine Filmvorführung.

Die Revolution von 1848/49 gilt als eines der entscheidendsten Ereignisse der deutschen Demokratie- sowie Nationalstaatsgeschichte. Obwohl sie letztendlich scheiterte, hatte sie weitreichende Folgen für die Geschichte Europas im 19. und 20. Jahrhundert und wird noch heute kontrovers diskutiert. Mit der Veranstaltungsreihe „Die Revolution von 1848/49. Regional und Transnational“ werden unterschiedliche Aspekte der Revolution vor Ort beleuchtet und kritisch hinterfragt. 

Die Veranstaltungsreihe beginnt am 20. April 2023 mit einem Vortrag von Prof. Dr. Andreas Fahrmeir (Frankfurt a.M.) zum Thema “Die Revolution im deutschen Südwesten” im Historischen Rathaussaal Saarbrücken. Am 29. Juni wird Prof. Dr. Gabriele Clemens (Saarbrücken) im Historischen Museum Saar über die “48er Revolution an Saar und Mosel in weiblicher Perspektive” sprechen. Am 5. Juli referiert Dr. Sarah Panter (Mainz) im Historischen Museum Saar über “Revolutionsflüchtlinge als Akteure globaler Mobilität und lokaler Differenzierung, 1849-1914”. Katharina Thielen (Saarbrücken) rückt am 7. September „‘Wühler‘ und ‚Heuler‘. Revolutionäre Juristen in der Reaktionszeit“ in den Fokus. Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe wirft Prof. Dr. Theo Jung (Halle) am 7. November im Rahmen des Jahresvortrags der Kommission in der Villa Lessing “Kritische Perspektiven auf eine demokratiegeschichtliche Vereinnahmung” der Revolution 1848/49. Die Vorträge beginnen jeweils um 18 Uhr und sind kostenfrei.

Zusätzlich findet am 17. Mai um 19 Uhr eine Filmvorführung des DEFA-Films “…und wieder 48” aus dem Jahr 1948 in Kooperation mit dem Kino 8 1/2 statt. Der Medienhistoriker Prof. Dr. Clemens Zimmermann (Saarbrücken) wird einen einführenden Kurzvortrag halten. Für die Filmvorführung wird ein Eintrittspreis von 7€ (6€ ermäßigt) erhoben.

Informationen zur Veranstaltungsreihe sowie Streaming-Möglichkeiten finden Sie unter: landesgeschichte-saar.de/stream

 

Europavortrag: La démocratie comme forme de vie, un lointain héritage protagoréen? (Prof. Dr. Jean-Marc Narbonne Université de Laval, Quebec, Kanada)

Mittwoch, 08. Februar 2023
18 Uhr c.t.
Campus, Geb. B3 2, HS 0.03

Die Demokratie als Lebensform - eine Hinterlassenschaft des Protagoras?
Im Anschluss an Wittgenstein spricht man heute von einer "Lebensform", um eine bestimmte Art von kulturellem Leben zu beschreiben, der man sich spontan anschließt, und insbesondere von einer "demokratischen Lebensform", wenn es um die Art und Weise geht, wie sich die Menschen in einem politischen System dieser Art verhalten. Zu fragen ist aber, wie Protagoras - der von vielen als der erste Denker der Demokratie angesehen wird - in Platons "Protagoras", in dem er selbst zu Wort kommt, das "Zusammenleben in einer Stadt" als besondere Lebensform konzipiert hat? Und wenn Protagoras im "Theaitet" Platons die beobachtbaren Unterschiede von einer Stadt zur anderen als jeweils spezifische Lebensformen interpretiert, folgt dann daraus, dass die Brücken schwer zu schlagen und die Vergleiche höchst komplex sind?

La démocratie comme forme de vie, un lointain héritage protagoréen ?
Dans le sillage de la pensée notamment de Wittgenstein, il est courant de parler de forme de vie (Lebensform) pour rendre compte d’un certain type de vie culturelle auquel spontanément on adhère, et plus spécifiquement d’une forme de vie démocratique, s’agissant de la manière dont les gens se comportent dans un régime politique de ce type. On se demandera si Protagoras – considéré par plusieurs comme le premier penseur de la démocratie – n’aborde pas lui-même, dans le "Protagoras" de Platon où la parole lui est laissée, le « vivre-ensemble » en cité comme une forme de vie particulière, et si, dans le "Théétète", il n’interprète pas les différences observables d’une cité à l’autre comme autant de formes de vie spécifiques entre lesquelles, il faut le dire, les passerelles sont difficiles à jeter et les comparaisons des plus complexes à établir.

Der Vortrag selbst findet auf französisch statt, die anschließende Diskussionsrunde ist mehrsprachig.

 

Neuerscheinung: Frauen am Ball - Geschichte(n) des Frauenfußballs in Deutschland, Frankreich und Europa

Frauen am Ball - Geschichte(n) des Frauenfußballs in Deutschland, Frankreich und Europa / Filles en crampons. Histoire(s) du football féminin en Allemagne, en France et en Europe, Bielefeld (transcript) 2022, 536 S.

 

Eine Welt der Kohle

Tagung in Kooperation mit der Arbeitskammer des Saarlandes vom 15. bis 17. September 2022

Historische Perspektiven auf den Bergbau im Saarrevier im überregionalen Vergleich
Vor zehn Jahren endete der Steinkohlenbergbau an der Saar, später auch der in Deutschland insgesamt. Damit ging eine Ära zu Ende, die die Menschen und ihre Lebenswelt über Jahrzehnte stark geprägt hatte. Mit dem zeitlichen Abstand blicken Historikerinnen und Historiker aus neuen Perspektiven auf die prägende Kraft des Bergbaus und die tiefgreifenden Wandlungsprozesse in Bezug auf Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft. Insgesamt vier Forschungsschwerpunkte nimmt die Tagung im Rechtsschutzsaal in Bildstock in den Blick, die innovative Ansätze und neue Ergebnisse versprechen: Deindustrialisierung, Gender, Alltag und Krisen.

Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.uni-saarland.de/lehrstuhl/clemens/aktuelles.html

Europavortrag: Das okzidentale Europa als Lästerschule? Perspektiven einer Geschichte der Blasphemie (Prof. Dr. Gerd Schwerhoff, TU Dresden)

Mittwoch, 29. Juni 2022
18 Uhr c.t.
Campus, Geb. B3 2, HS 0.03
Aktuell: Der Vortrag findet präsent statt und wird zusätzlich online übertragen (LINK für die Übertragung per MS-Teams)

Kann die Geschichte der Gotteslästerung Antworten auf die Frage nach der Eigenheit Europas bereithalten? Blasphemie, verstanden als die Herabwürdigung Gottes und des Heiligen, gab es auch in vielen nichtchristlichen Gesellschaften jenseits von Europa. Aber aus dem Wahrheitsanspruch der monotheistischen Religion entsprangen doch gerade im Christentum heftige Schmähungen gegen das Heilige der „Anderen“, ebenso scharfe Strafandrohungen gegen die Lästerung des eigenen Glaubens. Allerdings wird der Vortrag auch zeigen, dass im Alltag des vormodernen Europa zugleich eine merkwürdige Toleranz gegen gotteslästerliche Äußerungen existierte. Mit der Aufklärung erhöhten sich dann – mit der wachsenden Meinungsfreiheit - die Spielräume blasphemischen Sprechens und Schreibens. Zugleich aber wurde in der damaligen Zeit der Grundstein gelegt für ein Verständnis von Gotteslästerung, das die Verletzung der religiösen Gefühle der „Anderen“ ins Zentrum rückt. Dieses Verständnis ist bis heute dominant und hat in jüngster Zeit zu heftigen globalen Konflikten geführt.

 

Vortrag: Prof. Dr. Angel Nikolov (Sofia) - Contra Latinos: The Byzantine polemic against Western Christianity and its reception among the Orthodox Slavs in the Middle Ages (11th - 14th century)

Dienstag, 14. und 21. Juni 2022
14 Uhr c.t.
Campus, Geb. B3 1, Hörsaal I

 

Vortragsreihe: Das Saarland. Vom Mandatsgebiet des Völkerbundes zur staatlichen Autonomie

Anlässlich der ersten Sitzung des Landesrates vor 100 Jahren und der Unterzeichnung der Saarländischen Verfassung vor 75 Jahren wird im Landtag des Saarlandes eine Vortragsreihe unter dem Titel „Das Saarland: vom Mandatsgebiet des Völkerbundes zur staatlichen Autonomie“ veranstaltet. Vom 21. April bis 21. Juli werden aktuelle Forschungsarbeiten zur saarländischen Geschichte präsentiert. Die kostenlosen Vorträge finden donnerstags um 19 Uhr in Präsenz (bitte mit Voranmeldung) und online statt.

 

Neue Veröffentlichung: Sport-Arenen – Sport-Kulturen – Sport-Welten / Arènes du sport – Cultures du sport – Mondes du sport

Dietmar Hüser (Hg.), Paul Dietschy (Hg.), Philipp Didion (Hg.)

Sport-Arenen – Sport-Kulturen – Sport-Welten / Arènes du sport – Cultures du sport – Mondes du sport

Deutsch-französisch-europäische Perspektiven im „langen“ 20. Jahrhundert / Perspectives franco-allemandes et européennes dans le ‘long’ XXe siècle

Sport-Arenen sind Kristallisationspunkte herrschender Verhältnisse und gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse. Stadien, Sportpaläste, Velodrome verheißen emotionale Massenspektakel, dienen als sportliche Performanzorte und politische Geltungsbauten. Sport-Arenen lokalisieren Sport-Welten und Sport-Kulturen an einem konkreten Ort, erlauben aber darüber hinaus auch identifikatorische Effekte. Die Autorinnen und Autoren beleuchten Sport-Arenen in transnationaler Warte und loten Potentiale einer deutsch-französischen Sportgeschichte im europäischen wie globalen Kontext aus.

Les arènes du sport sont des points de cristallisation des rapports sociaux et des processus de de mobilisation collective. Les stades, les palais des sports, les vélodromes proposent des spectacles de masse à fort potentiel émotionnel, servent de lieux de performance sportive et d'édification politique. Les arènes du sport installent les mondes et les cultures du sport dans un lieu concret, tout en permettant des effets d'identification au-delà. Les articles éclairent les arènes du sport d'un point de vue transnational et révèlent les perspectives d'une histoire franco-allemande du sport dans le contexte européen et mondial.

 

Vortrag: Prof. Dr. DOMINIK COLLET (Oslo) - Inspirierende Infektionen. Epidemien in der Klimaanomalie 1770-1772

Donnerstag, 5. Mai 2022
16.00 Uhr c.t.
Gebäude A4 1, Raum 3.24

 

Neu erschienene Publikation

Im Herbst 2021 ist das neue Italienbuch von Prof. Dr. Gabriele B. Clemens bei Böhlau erschienen. Es handelt sich um die erste wissenschaftliche Synthese in deutscher Sprache der Geschichte des Risorgimento, also der Geschichte der italienischen Staatenwelt im 19. Jahrhundert zwischen Aufklärung und Nationalstaatsgründung. Die forschungsorientierte und thesenstarke Studie richtet sich an ein akademisches wie an ein historisch breit interessiertes Publikum gleichermaßen.

 

Neuerscheinende Publikation

Im Sommer 2022 erscheint das neue Buch von Prof. Dr. Wolfgang Behringer. Dabei handelt es sich um eine umfassende Globalgeschichte, die nicht nur Zusammenhänge erläutert, sondern auch aus Einzelperspektiven berichtet. Der Beck-Verlag bewirbt das Buch als weltumspannendes Panorama der frühen Neuzeit.

 

Welttag gegen Hexenwahn

Anlässlich des Internationalen Tags gegen Hexenwahn erschien ein Radiobeitrag beim Schweizer Rundfunk SRF2, in welchem Professor Dr. Wolfgang Behringer vom Lehrstuhl für Frühe Neuzeit sich beteiligte. Neben dem Artikel finden Sie hier auch den Tonmitschnitt.

Caesarenwahn

Ein Topos zwischen Antiwilhelminismus, antikem Kaiserbild und moderner Populärkultur

 

Dies ist der Titel der kürzlich erschienenen Publikation, unter Mitwirkung des Lehrstuhls der Alten Geschichte. Grundsätzlich geht das Werk auf eine Ringtagung des Wintersemesters 2015/2016 zurück.  Seit Mitte April ist es nun erhältlich und wird am 05.05.2021 zum Auftakt des Kolloquiums vorgestellt.

"Hat unbegrenzte Macht einen schädlichen Einfluss auf die menschliche Psyche? Diese Vorstellung ist im populären Diskurs moderner Gesellschaften jedenfalls weit verbreitet. Im deutschsprachigen Raum findet sie sich verdichtet im Begriff des ‚Caesarenwahns‘, seit Ludwig Quidde (1858–1941) am Ende des 19. Jahrhunderts am Beispiel des Kaisers Caligula und mit Blick auf Wilhelm II. ironisch aufzuzeigen versuchte, dass Autokraten ihrer Machtstellung wegen besonders anfällig für psychische Störungen seien.

Der vorliegende Sammelband geht den Ursprüngen dieser Topik vom ‚wahnsinnigen Herrscher‘ in der antiken Herrscherinszenierung sowie im Monarchiediskurs des 19. und frühen 20. Jahrhunderts nach und verfolgt ihre Wirksamkeit bis in die Gegenwart. An ausgewählten Beispielen der populären (v.a. filmischen) Inszenierung von Autokraten wird dabei aufgezeigt, wie die Einordnung des Herrschers als ‚verrückt‘ der Simplifizierung der kritischen Auseinandersetzung mit abgelehnten Herrschaftsweisen dient"

 

Nachruf Prof. Dr. Volker Barth

Mit Bestürzung haben wir als Mitglieder des Historischen Instituts vom plötzlichen Tod unseres Kollegen Volker Barth nur wenige Tage vor seinem 47. Geburtstag erfahren. 2020 war er auf den Lehrstuhl für Kultur- und Mediengeschichte an der Universität des Saarlandes berufen worden. Damit hatte sich die Hoffnung verbunden, auf lange Sicht einen selbständigen, kompetenten, engagierten und innovativen Hochschullehrer und einen exzellenten Neuzeithistoriker zu gewinnen, der sich mit seinen kultur- und medienhistorischen Ansätzen und Themen wie auch mit seiner ausgeprägten Westeuropa- und Frankreich-Orientierung so wunderbar einpasste in das Profil des Instituts und den Europaschwerpunkt der Hochschule.

Volker Barth, am 23. April 1974 im saarländischen Wadern geboren, hat von 1994 bis 1999 an den Universitäten München und Paris I ein Magister- bzw. Maîtrise-Studium in den Fächern Geschichte und Romanistik absolviert. Es folgte 2004 die mit Bestnote abgeschlossene Doppel-Promotion zwischen der Ludwig-Maximilians-Universität München und der École des Hautes Études en Sciences Sociales zum Thema "Mensch vs. Welt - Die Pariser Weltausstellung von 1867". 2017 legte er an der Universität Köln eine Habilitationsschrift über "Wa(h)re Fakten - Wissensproduktionen globaler Nachrichtenagenturen 1835-1939" vor und erhielt die Venia legendi für Neuere und Neueste Geschichte.

Seit den frühen 2000er Jahren hat Volker Barth zahlreiche Erfahrungen als Fellow und Wissenschaftlicher Mitarbeiter verschiedener deutscher und französischer Forschungsinstitutionen machen können. Von 2008 bis 2012 war er als Wissenschaftlicher Assistent, von 2012 bis 2016 als Akademischer Rat a.Z. am Historischen Institut der Universität Köln tätig, anschließend übernahm er dort für mehrere Semester die Vertretung des Lehrstuhls für Internationale Geschichte. Über viele Jahre hinweg hat er sich als Sprecher und Vertreter des akademischen Mittelbaus im Vorstand des Kölner Historischen Instituts engagiert. Weitere internationale Erfahrungen hat er seit 2018 durch Gastdozenturen an der Tallinn-University in Estland gesammelt.

In der Community der Neuzeit-Historikerinnen und -Historiker stand Volker Barth für einen zeitlich wie thematisch beeindruckend integrativen Ansatz, der die gesamte Epoche von Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Ende des 20. Jahrhunderts berücksichtigte und der untersuchte Phänomene nie isoliert, sondern stets im Spannungsfeld von Politik- und Sozial-, von Kultur- und Mediengeschichte betrachtete. Seine Publikationen zeugen von origineller Themenfindung, bewegen sich am Puls laufender historiographischer Debatten und verbinden mustergültig akribische Quellenrecherche in in- wie ausländischen Archiven mit grundsätzlichen erkenntnistheoretischen und konzeptionellen Überlegungen. Auch deshalb werden die Studien von Volker Barth dauerhaft einen Mehrwert für die historische Forschung haben.

Dies gilt für Dutzende Abhandlungen zu diversen Themen der Kolonial-, Journalismus-, Technik-, Körper- oder Konsumgeschichte, erst recht für die drei veröffentlichten Monographien: seine 2007 erschienene Dissertation zur Pariser Weltausstellung von 1867, die durch eine ganz neue Sicht auf das Großereignis besticht, nicht zuletzt das kreativ-subversive Aneignen des dargebotenen Welt- und Fortschrittsspektakels durch Besuchermassen fokussiert; seine 2019 publizierte Habilitation "Wa(h)re Fakten", die das Austauschbündnis der vier großen Nachrichtenagenturen Havas, Reuters, Wolff und Associated Press seit Mitte des 19. Jahrhunderts als effiziente Strategie im gemeinsamen Kampf um Aufmerksamkeit im mehr und mehr globalen Nachrichtenmarkt interpretiert; sein 2013 vorgelegtes drittes Buch "Inkognito - Geschichte eines Zeremoniells", das überaus anregend mikrohistorische dichte Beschreibungen über ein Kernelement höfischer Reisekultur von den mittelalterlichen Anfängen bis in das 20. Jahrhundert mit soziologischen und kulturanthropologischen Reflexionen zu verknüpfen weiß.

Im Sommersemester 2019 hatte Volker Barth im Berufungsverfahren für die Nachfolge auf dem Lehrstuhl für Kultur- und Mediengeschichte im Historischen Institut den ersten Listenplatz errreicht. Im Semester darauf hat er die Stelle vertreten, zum SoSe 2020 erfolgte die Berufung an die Universität des Saarlandes. Mit viel Engagement und Elan ging er daran, sein neues Arbeitsumfeld zu sondieren, Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen zu knüpfen, sich in der Lehre einzubringen wie auch bei laufenden Forschungsinitiativen im Institut. Zuletzt erfolgreich beim Einwerben eines DFG-Teilprojekts zum "Alltag der Revolte" in französischen und westdeutschen Landkommunen der langen 1960er Jahre im Rahmen einer deutsch-luxemburgischen Forschungsgruppe zu transnationaler Populärkultur.

Mit Volker Barth hatten wir als Kolleginnen und Kollegen im Historischen Institut etliche weitere wissenschaftliche Vorhaben für die nähere Zukunft andiskutiert. Dazu wird es nun nicht mehr kommen können.

Wir sind in Gedanken bei seiner Familie und sprechen unser tiefstes Mitgefühl aus.

 

 

 

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