Biogramm Degenhardt

Franz Josef Degenhardt (1931–2011)

„Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ – ob Franz Josef Degenhardt ein solcher Gedanke auch bei seiner Ankunft in Saarbrücken in den Sinn kam, ist nicht bekannt. Nach dem Jurastudium in Köln und Freiburg zog es den gebürtigen Westfalen 1961 an die Saar. Hier promovierte er bei Bernhard Aubin, dem Leiter des Instituts für Europäisches Recht, und arbeitete als wissenschaftlicher Assistent am Institut. Seine Promotion erfolgte 1966 mit einer Arbeit zur Urteilsauslegung und -berichtigung durch den Europäischen Gerichtshof.

Schon während der Saarbrücker Zeit war Degenhardt als Liedermacher aktiv, debütierte 1964 beim ersten Burg-Waldeck-Festival und veröffentlichte im Folgejahr sein Erfolgsalbum „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“. Im Kontext der aufkommenden Studierendenbewegung nahm das SPD-Mitglied zunehmend linke Positionen ein. Im Mai 1968 beteiligte er sich am Marsch mit Daniel Cohn-Bendit zur Goldenen Bremm und verarbeitete das Ereignis in einem Lied; wenig später beschloss er, sein Saarbrücker Habilitationsprojekt aufzugeben, um in Hamburg die Außerparlamentarische Opposition anwaltlich zu vertreten.

Anfang der 1970er Jahre schloss ihn die SPD wegen seiner Nähe zur Deutschen Kommunistischen Partei aus, der er 1978 beitrat. Zudem vertrat Degenhardt als Anwalt Mitglieder der Baader-Meinhof-Gruppe. Musikalisch blieb Degenhardt jahrzehntelang eines der Aushängeschilder unter den politisch engagierten Liedermachern.1

Philipp Didion