Biogramm Dahrendorf
Ralf Dahrendorf (1929–2009)
Die bewegte wissenschaftliche und politische Biographie dieses nach Jürgen Habermas wohl bedeutendsten Intellektuellen seiner Generation, der als Repräsentant liberaler Gesellschafts- und Staatstheorie seine beiden „Vaterländer“ Deutschland und England geprägt hat, umfasst auch ein dreijähriges Zwischenspiel an der Universität des Saarlandes.
Von November 1954 bis August 1957 amtierte der später als „Wunderkind der Soziologie“ Gefeierte als Assistent am Soziologischen Institut, erarbeitete dabei in Rekordzeit als vierter Habilitand der Philosophischen Fakultät seine Studie „Soziale Klassen und Klassenkonflikte in der industriellen Gesellschaft“ und hielt seinen Probevortrag über „Das Prestige von Frauenberufen“.
In dieser Zeit erlebte er als Assistentenvertreter in der akademischen Selbstverwaltung nach eigenen Worten auch den Übergang von der „Europäisierung“ zur „Germanisierung“ der Universität. Dahrendorf verließ Saarbrücken aufgrund des Angebots eines Forschungsaufenthaltes in Stanford und Berkeley und einer rasch folgenden Professur in Hamburg.
Als EU-Kommissar für Forschung, Bildung und Wissenschaft kehrte er zum 25-jährigen Universitätsjubiläum im November 1973 nach Saarbrücken zurück, um die Festrede zu halten. Und 2003 eröffnete er, inzwischen als Baron Dahrendorf Mitglied des House of Lords, das neue Studienjahr am Europa-Institut mit Reflexionen über „Europa und der Westen“.1
Wolfgang Müller
- Dahrendorf, Grenzen; Meifort, Dahrendorf; Personalakte, Universitätsarchiv Saarbrücken.