Biogramm Angelloz

Joseph-François Angelloz (1893–1978)

Joseph-François Angelloz war zweifellos die prägende Figur der frühen Jahre für die Universität des Saarlandes. Als renommierter Rilke- und Goethe-Forscher und als Fürsprecher eines positiven, gewinnenden Deutschlandbildes in Frankreich hervorgetreten, wurde er ♬ 1950 zum zweiten Rektor ernannt und erwies sich rasch als eine Art Idealbesetzung im Sinne der Gründungsidee. Mit einer charakteristischen Mischung aus Sendungsbewusstsein, Führungsstärke und persönlichem Engagement formte der pragmatische Visionär die junge Universität, die unter seiner Führung ihr Profil als europäisch orientierte, wissenschaftlich ambitionierte und sozial besonders offene Hochschule gewann, nicht zuletzt durch die Gründung des von ihm geleiteten Europa-Instituts.

Dabei war sein Auftreten und Wirken von hohem, katholisch-abendländisch geprägtem Bildungspathos und markantem Selbstbewusstsein gekennzeichnet. Im Umfeld der Volksabstimmung von 1955 wurde er von der prodeutsch orientierten Presse als machtorientierter Repräsentant des französischen Universitätssystems attackiert und verließ Ende September 1956 ohne Abschiedsfeier enttäuscht die Universität, die ihm gleichwohl viel zu verdanken hatte und ihm später die Würden eines Ehrendoktors (1961) und Ehrensenators (1973) verlieh. Er wirkte anschließend als Rektor der Akademien Montpellier und Straßburg sowie noch im Ruhestand als Bürgermeister seines Wohnorts Thônes in der Heimatregion Haute-Savoie.1

 

Anmerkungen

  1. Müller, Angelloz; Heinen, Sachzwänge, S. 46–49. Audiosequenz: Abendmagazin (SR), 10:00–11:46 Min.