Dinge
Die Schreibmaschine der Streikführer
Auf dieser Remington-Schreibmaschine aus dem Besitz von Regina Paquet entstand Mitte Mai 1948 in Homburg das vielumstrittene Flugblatt, das nach dem am 14. Mai proklamierten Streik den Widerstandswillen der Studierenden stärken sollte. Paquet hat als Mitglied der „Flugblattgruppe“, zu der auch Klaus Altmeyer (später Journalist), Hanns Klein (später Leiter des Stadtarchivs Saarbrücken) und Franz Zapp (später Augenarzt) gehörten, in ihren Erinnerungen die Ereignisse jener Tage geschildert.
Das beidseitig und engzeilig beschriebene Flugblatt wurde wohl dreimal mit jeweils acht Durchschlägen auf dünnem Papier abgeschrieben („Meine alte Remington hatte ihren großen Augenblick“) und an den Schwarzen Brettern und in der Verwaltung auf dem Campus verteilt.
Angesichts der unklaren Zukunft des Homburger Hochschulinstituts und seiner oft nur auf dem Papier, aber nicht in der Realität existierenden Einrichtungen verwies das Blatt auf die studentischen Forderungen: „Wir führen hier keine politische Hetzkampagne gegen Frankreich, wir kämpfen um unsere Existenz. Wir führen einen sozialen Kampf.“ Nach mehreren, anfangs für die Flugblatt-Autoren durchaus bedrohlichen Gesprächen mit Hochkommissar Grandval, der den Streik als Niederlage seiner Saarpolitik wahrnahm und eine nationalistische oder kommunistische Agitation vermutete, gelang schließlich die „große Flurbereinigung“ und der Durchbruch zur Gründung der Universität.
Die Schreibmaschine, vermutlich Baujahr 1933, wurde 2023 von Paquets Sohn dem Universitätsarchiv zur dauerhaften Verwahrung übergeben.1
Wolfgang Müller