Sommersemester 2012

Einführung in die Literaturwissenschaft Spanisch II

Vorlesung, Dienstag, 16:15 - 17:45 Uhr, Geb. C 5.2, HS 4.01

Die Vorlesung bietet Studierenden aller Spanisch-Studiengänge einen Überblick über die faszinierende spanische Literatur vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Im Laufe des Sommersemesters werden epochale Charakteristika und exemplarische Werke dieses Zeitraums vorgestellt und anhand von Textbeispielen veranschaulicht. Ausführungen zu literaturtheoretischen und methodischen Fragestellungen erweitern die literaturgeschichtliche Perspektive und vermitteln einen Einblick in aktuelle Ansätze des literatur- und kulturwissenschaftlichen Arbeitens.

Einführende Literatur:
Hans-Jörg Neuschäfer (ed.) (42011): Spanische Literaturgeschichte. Metzler, Stuttgart.
Kimmrich, Dorothee/ Renner, Rolf Günter/ Stiegler, Bernd (ed.) (2000): Texte zur Literaturtheorie der Gegenwart. Reclam, Stuttgart.
Weitere Literaturhinweise erhalten Sie in der ersten Sitzung.

Diktaturverarbeitung in Europa und Hispanoamerika

Hauptseminar, Montag, 16:15-17:45 Uhr, Geb. C 5.2, SR 3.16

Viele spanischsprachige Länder haben im 20. Jahrhundert Zeiten diktatorialer Herrschaft durchlebt. Die anschließende Aufarbeitung der traumatischen Erfahrungen von Totalitarismus und Repression, von Verfolgung, Ermordung und Exil ist extrem schwierig und langwierig. Sie entfaltet sich für gewöhnlich im öffentlich-politischen Bereich erst zwei bis drei Jahrzehnte nach Ende einer Diktatur. Künstlerische Verarbeitungsprozesse hingegen setzen weitaus früher ein und suchen oftmals schon während der repressiven Regimes alternative Wege der Artikulation von Angst, Schmerz, Verlust, Wut und Trauer. Literatur, Theater und Film diskutieren auf künstlerischer Ebene die Frage nach Recht und Unrecht, Schuld und Bestrafung, Vergeltung und Vergebung und suchen mit jeweils spezifischen Ausdrucksmitteln eigene Antworten. 

Das Seminar wird sich zunächst mit neueren Ergebnissen der internationalen Memoria- und Gedächtnisforschung auseinandersetzen und den Beitrag von Literatur und Film für die kollektive Erinnerungsarbeit theoretisch erfassen. Im Anschluss setzen wir uns anhand von Erzählungen, Romanen und Filmen über die Diktaturen dreier Länder – Spanien, Chile und Argentinien – mit der Frage auseinander, welchen konkreten Anteil Kunst am gesellschaftlichen Verarbeitungsprozess hat. Wie beeinflusst sie die jeweiligen gesamtgesellschaftlichen Diskussionen? Welche ästhetischen Modelle werden genutzt, um welche Wirkung auf die Lesenden/Zuschauer auszuüben? Welche Fragen formulieren die ‚kulturellen Gedächtnisspeicher’ in Bezug auf die historische Vergangenheit des jeweiligen Landes? Und: Welche Lösungen bieten sie an? 

Dieses Seminar ist polyvalent ausgerichtet, sodass Studierende bei entsprechender Spezialisierung ihrer Hausarbeiten Leistungsnachweise für ein kultur- oder literaturwissenschaftliches Hauptseminar über Spanien oder Lateinamerika erwerben können. 

In besonderem Maße wird es Lehramtsstudierenden empfohlen: Das Seminar ist parallel zur fachdidaktischen Veranstaltung „Literaturvermittlung im Unterricht“ konzipiert, wo die unten genannten Texte und Filme aus fachdidaktischer Perspektive betrachtet und im Hinblick auf den konkreten Einsatz im schulischen Unterricht bearbeitet werden. 

Primärliteratur (bitte in den Semesterferien lesen!):
Javier Cercas (2009): Soldados de Salamina [2001]. Barcelona: TusQuets; Julio Cortázar (1968): Casa tomada [1951]. In: Ders.(1968): Bestiario [1951]. Buenos Aires: Editorial Sudamericana. S. 9 – 19; Ariel Dorfman (2001): La muerte y la doncella [1991]. Buenos Aires: Ediciones de la Flor; Antonio Muñoz Molina (2005): Beatus Ille [1986]. Barcelona: Seix Barral; Antonio Skármeta (2008): Ardiente paciencia (El cartero de Neruda) [1985]. Stuttgart 2008: Reclam.

Filmographie:
Albertina Carri (2003): Los rubios. Argentienien/USA: Primero Plano Film Group/Women Make Movies. Florian Cossen (2011): Das Lied in mir. Deutschland: Indigo. María Inés Roqué (2004): Papá Iván. Mexiko/Argentinien: Centro de Capacitación Cinematografica.