Guest Lecture of Katja Likowski
Guest Lecture of Katja Likowski
from Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Date: 26 October 2011
Topic: Mimikry, Valenz oder Emotion? - Mechanismen der Modulation kongruenter und inkongruenter fazialer Reaktionen auf emotionale Gesichtsausdrücke
Abstract:
Menschen haben die automatische Tendenz, auf emotionale Gesichtsausdrücke anderer kongruente muskuläre Reaktionen zu zeigen. Solche fazialen Reaktionen sind allerdings kein allgegenwärtiges Phänomen, sondern werden durch eine Vielzahl situativer Faktoren (z.B. Gruppenmitgliedschaft, Ziele, Einstellungen) moduliert.
Kongruente Reaktionen auf emotionale Gesichtsausdrücke werden in der Literatur meist als „faziale Mimikry“ bezeichnet und im Sinne einer Imitation interpretiert. Faziale Mimikry wird dabei als ein rein motorischer Resonanzprozess verstanden, der aus der Überlappung der Repräsentationen für Wahrnehmung und Ausführung eines bestimmten Verhaltens resultiert.
Faziale Reaktionen haben jedoch noch weitere Determinanten. So belegen Studien, dass muskuläre faziale Reaktionen Valenzindikatoren bei der Beurteilung positiver und negativer visueller und auditiver Stimuli sind. Weiterhin zeigt der eigene Gesichtsausdruck den momentanen eigenen emotionalen Zustand, z.B. in Reaktion auf spezifische, emotionsauslösende Stimuli, an.
Diese Überlegungen legen nahe, dass Modulationen fazialer Reaktionen auf emotionale Gesichtsausdrücke sowohl auf motorischen als auch auf affektiven Prozessen beruhen könnten. So könnte z.B. die Abnahme kongruenter Reaktionen auf ein freudiges Gesicht eines Fremdgruppenmitglieds einerseits durch eine verringerte Nachahmungstendenz, andererseits aber auch durch eine weniger positive Beurteilung im Gegensatz zu einem entsprechenden Ausdruck eines Eigengruppenmitglieds bedingt sein. Dies in vorhandenen Studien zu trennen gestaltet sich allerdings schwierig und keine der publizierten Arbeiten konnte bisher eine klar abzugrenzende Beteiligung des einen oder anderen Prozesses zeigen.
Ziel der vorliegenden Reihe an Experimenten ist es daher, das Zusammenspiel motorischer und affektiver Mechanismen bei der Modulation fazialer Reaktionen auf Gesichtsausdrücke durch soziale Situationen näher zu analysieren und aufzuklären. Genauer gesagt soll ein Arbeitsmodell zu den Mechanismen der Modulation fazialer Reaktionen aufgestellt und systematisch und strukturiert mit einem breiten Methodenspektrum (EMG, EEG, fMRT) näher spezifiziert und auf Gültigkeit getestet werden.