"Biometrie, Epidemiologie und Medizinische Informatik"

Biometrie

Der Name Medizinische Biometrie kommt aus dem angelsächsischen Sprachraum und bezeichnet ein Wissenschaftsgebiet, das sich mit der mathematischen Beschreibung biologischer und insbesondere medizinischer Phänomene befaßt.
Schwerpunkt der biometrischen Forschung ist die Entwicklung und vor allen Dingen die Anwendung wissenschaftlicher Methoden, mit denen man die Güte medizinischer Therapien beurteilen kann, um so zu einer Verbesserung der Behandlung von Patienten zu gelangen.
Hierzu ist es notwendig, klinische Studien zur Wirksamkeit von Medikamenten und anderen Therapien durchzuführen und objektiv festzustellen, welche von mehreren möglichen Behandlungsmethoden einer Krankheit die wirksamste ist. Die Medizinische Biometrie liefert Methoden zur Planung, Durchführung und Auswertung klinischer Studien und stellt damit Werkzeuge zur Verfügung, die es erlauben zuverlässige Schlußfolgerungen und Entscheidungen zu treffen.
Zur Durchführung solcher Therapiestudien bedarf es einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen klinischen Forschergruppen und Biometrikern. Die alleinige Kenntnis biomathematischer Methoden reicht aber nicht aus, vielmehr ist eine langjährige Erfahrung und Auseinandersetzung mit den vielfältigen Forschungsproblemen in der Medizin notwendig, um geeignete naturwissenschaftliche Verfahren richtig anzuwenden und deren Ergebnisse richtig zu interpretieren.
Neben der Therapieforschung ist auch die Unterstützung der medizinischen Diagnostik und Prognostik ein wichtiges Anwendungsgebiet der Medizinischen Biometrie.

Epidemiologie

Während die Medizinische Biometrie die Fragen, ob gewisse Behandlungsmethoden wirksam sind oder nicht, oder ob gewisse diagnostische Verfahren effektiv sind oder nicht, untersucht, zielt die klinische Epidemiologie mehr auf die Risikoforschung, z.B. auf die Frage, ob vermeidbare Nebenwirkungen auftreten oder nicht.
Auch geht es darum festzustellen, ob eine Therapie, die sich innerhalb einer klinischen Studie als wirksam erweist, auch dann noch wirksam bleibt, falls ein Patient gleichzeitig an mehreren Krankheiten leidet und dementsprechend mit verschiedenen Therapien gleichzeitig behandelt werden muß.
Außerdem bewegt sich die Epidemiologie über die Grenzen der klinischen Medizin hinaus und erforscht die Entstehung, Früherkennung und Prävention von Krankheiten (z.B. Krebs, Herz-Kreislaufkrankheiten und Allergien) und bewertet Umweltrisiken und Präventionsmaßnahmen. Seit der Ausbreitung von AIDS in den achtziger Jahren ist die Lehre von der Ausbreitung ansteckender Krankheiten (von Epidemien) auch wieder ein höchst akuter Forschungszweig der Epidemiologie geworden.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt des Instituts ist die Pharmako-Epidemiologie. Sie befaßt sich mit Methoden zur Abschätzung unerwünschter Arzneimittelwirkungen. Wie man heute bei jeder Arzneimittelwerbung erfährt, gibt es praktisch kein wirksames Medikament ohne Risiken und ohne Nebenwirkungen. Es geht in der Pharmako-Epidemiologie also nicht nur darum festzustellen, ob Risiken bestehen, sondern vielmehr darum festzustellen, ob sie in einem vertretbaren Verhältnis zum Nutzen der Therapie stehen.
Um in diesen Bereichen neue Erkenntnisse zu gewinnen, werden ebenfalls Studien durchgeführt und die dort gewonnen Daten mit biometrischen Methoden ausgewertet.

Epidemiologische Methoden

 

Medizinische Informatik

Medizin ist zu einem großen Teil Informationsverarbeitung. Der Arzt sammelt und analysiert medizinische Befunde eines Patienten aus ganz verschiedenen Quellen (z.B. körperliche Untersuchung, Ultraschall, Röntgen, EKG), um seinen Gesundheitszustand zu erkennen und ihn optimal behandeln zu können. Computer sind informationsverarbeitende Maschinen und können den Arzt bei seinen spezifischen Aufgaben der Informationsverarbeitung quantitativ und qualitativ unterstützen. Deshalb gibt es im Schnittpunkt von Informatik (Informationstechnik) und der Medizin das Fachgebiet Medizinische Informatik. Sie entwickelt und evaluiert Methoden und Systeme für die Informationsverarbeitung in der Medizin.
Entsprechend der Spezialisierung der Medizin und den vielfältigen Aufgaben der Informationsverarbeitung in diesen Teilfächern, hat die Medizinische Informatik ein sehr breites Spektrum. Die wichtigsten Bereiche sind die  Medizinische Dokumentation, Speicherung und Bereitstellung von Medizinischem Wissen zur Entscheidungsunterstützung, Medizinische Anwendungssysteme in allen Bereichen des Gesundheitswesens sowie die Biosignal- und Bildverarbeitung.
Der Computer ist für alle diese Fachgebiete eine unverzichtbare Grundlage zur Umsetzung naturwissenschaftlicher Methoden in reale medizinische Ergebnisse. Letztlich sind die einzelnen Fachgebiete, die unter dem Begriff Medizinische Informatik zusammengefaßt werden können, nur verschiedene Facetten ein- und derselben Sache: Es sollen methodische Grundlagen der Informationsverarbeitung in der medizinischen Forschung und in der Krankenversorgung bereitgestellt und angewendet werden.