Evidenzorientiertes Denken und Handeln von Lehramtsstudierenden und Lehrkräften (EviDenk II)

Typ

Forschungsprojekt, Kooperationsprojekt

Finanzierung

DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft)

Projektzeitraum

2024-2027

Leitung

Prof. Dr. Robin Stark
Prof. Dr. Ingo Kollar

Mitarbeiter

M. Sc. Lea Charleen Schwindt, Universität des Saarlandes
Dr. Martin Greisel, Universität Augsburg
M. A. Sophia Just, Universität Augsburg

Kurzbeschreibung

Problemstellung:
Lehrende im Schulkontext sehen sich mit vielfältigen pädagogischen Problemsituationen konfrontiert. Zum Beispiel müssen sie Wege finden, unmotivierte Schüler(innen) zu einer aktiven Auseinandersetzung mit den Lerninhalten zu bewegen oder Unterricht derart gestalten, dass Lernende mit unterschiedlichen kognitiven Lernvoraussetzungen von diesem profitieren können. Es wird zunehmend die Forderung erhoben, dass Lehrende derartige Probleme „evidenzbasiert“ (z.B. Bromme, Prenzel & Jäger, 2014) lösen sollen. Entscheidungen für pädagogische Handlungen sollen also nicht auf der Grundlage von alltagspsychologischen Überlegungen, sondern auf Basis bewährter bildungswissenschaftlicher Theorien und Befunde gefällt werden (KMK, 2004). Die Lösung pädagogisch-psychologischer Problemstellungen im Schulkontext auf Basis bildungswissenschaftlicher Theorien und Befunde wird in der Literatur entsprechend als „evidenzorientiertes Denken und Handeln“ (Stark, 2017) bezeichnet. Allerdings zeigen Lehramtsstudierende zahlreiche Defizite bei der Anwendung bildungswissenschaftlicher Evidenz auf schulische Problemsituationen (z.B. Wagner, Klein, Klopp & Stark, 2014). Als Ursachen wurden bisher neben ungünstigen Motivationslagen und Einstellungen bzgl. bildungswissenschaftlicher Theorien (z.B. Parr & Timperley, 2008) insbesondere Defizite in Umfang und Tiefe des verfügbaren bildungswissenschaftlichen Wissens (z.B. Star & Strickland, 2008) sowie bei Abruf und Anwendung dieses Wissens (träges Wissen; Renkl, 2006) herausgearbeitet, wodurch ein Rekurrieren auf Alltagswissen und subjektive Theorien (Furinghetti & Pehkonen, 2002) mitbedingt wird.

Ziele:
Das Projekt zielt darauf ab, Lehramtsstudierende im evidenzorientierten Umgang mit unterrichtlichen Problemsituationen zu fördern. Aufbauend auf dem Vorgängerprojekt wird untersucht, wie Studierende pädagogisch-psychologische Informationen aus wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Dokumenten reflektiert integrieren und aus ihnen pädagogische Handlungskonsequenzen ableiten. Zwei Studien analysieren dabei den Einfluss der Passung der Informationen zur Unterrichtssituation (hoch vs. gering) sowie deren wechselseitige Konsistenz (konsistent vs. inkonsistent). Zusätzlich werden Einstellungen, Überzeugungen und Selbstwirksamkeit betrachtet. In einer dritten Studie soll durch metakognitive Prompts und den Einsatz von Muster- und Fehllösungen der Umgang mit Dokumenten gefördert werden, die einegeringe Passung zur unterrichtlichen Problemsituation und eine hohe Inkonsistenz zueinander aufweisen. Ziel ist es, evidenzorientiertes Denken und Handeln systematisch weiterzuentwickeln und praktische Unterstützungsansätze zu evaluieren.

Methoden
In zwei Studie wird untersucht, inwieweit sich die Nutzung und Integration der in den Dokumenten enthaltenen Informationen bei der Ableitung von Handlungskonsequenzen verändern, wenn diese Informationen eine hohe bzw. geringe Passung zur vorliegenden Unterrichtssituation aufweisen (Studie 1) sowie wenn sie zueinander in einem konsistenten bzw. inkonsistenten Verhältnis stehen (Studie 2). Zudem soll die Rolle von Eingangsvoraussetzungen wie den eigenen Einstellungen, Überzeugungen und Selbstwirksamkeitserwartungen in den Blick genommen werden. Zweitens soll im Rahmen von Studie 3 untersucht werden, inwieweit Lehramtsstudierende in einem kompetenten Umgang mit unterrichtlichen Problemsituationen gefördert werden können, für die lediglich Dokumente wissenschaftlicher und nicht-wissenschaftlicher Quellen mit geringer Passung und wechselseitiger Inkonsistenz vorliegen. Wir nehmen an, dass hierbei metakognitive Promptingmaßnahmen zum Umgang mit einer geringen Passung in Kombination mit ausgearbeiteten funktionalen und dysfunktionalen Lösungsbeispielen, d.h. Muster- und Fehllösungen, zum Umgang mit einer geringen Konsistenz effektiv sind.