Wintersemester 2024/2025

Lehrveranstaltungen des Lehrstuhls für französische und italienische Literaturwissenschaft

FRANZÖSISCHE LITERATURWISSENSCHAFT

Vorlesung: Die Literatur Frankreichs I (von den Anfängen bis zur Aufklärung)
PD Dr. phil. habil. Niklas Bender
dienstags, 10-12 Uhr, Raum 2.16 im Geb. A2 2
Die Vorlesung präsentiert die Literatur Frankreichs: Sie bietet einen Überblick über die Epochen und Strömungen der französischen Literatur und führt in deren zentralen Werke, Autoren und Gattungen ein, vom Mittelalter bis heute. Erstens soll die Vorlesung einen vertiefenden Überblick über die französische Literatur vermitteln. Zweitens sucht sie, das historische Bewusstsein zu schärfen: Sie fragt nach den Möglichkeiten und Grenzen der Literaturgeschichte, vermittelt die Alterität früherer Zeiten und lehrt den kritischen Gebrauch historischer Begriffe. Schließlich wird die Anwendung textanalytischer Methodik (Drama, Lyrik, Erzähltext) an herausragenden Beispielen der französischen Literatur eingeübt. 

Die Vorlesung ist auf zwei Semester angelegt (Wintersemester: Mittelalter bis Aufklärung; Sommersemester: Romantik bis heute). Zum Besuch beider Veranstaltungen im Laufe eines Studiums wird (sofern nicht sowieso verpflichtend) dringend geraten! Nur so wird ein Überblick über die französische Literaturgeschichte erworben.

Hinweis: Für das Basismodul Frz. Literaturwissenschaft sollen die Vorlesung „Die Literatur Frankreichs“ und das Proseminar „Grundlagen der frz. Literaturwissenschaft“ im gleichen Semester belegt werden. Beide Kurse können bereits im 1. Semester belegt werden.

Hauptseminar: Drogen, Wahnsinn, Inspiration: Die Neuerfindung der Literatur im Club des hachichins (Gautier, Baudelaire, Balzac)
PD Dr. phil. habil. Niklas Bender
dienstags, 14-16 Uhr, Raum 2.01 im Geb. A2 2
In den Jahren 1845 bis 1849 trifft sich im hôtel Pimodan im Herzen von Paris ein exklusiver Club: Unter Leitung des Psychiaters Jacques-Joseph Moreau de Tours und des Schriftstellers Théophile Gautier verabreden sich Schriftsteller, Maler und andere Künstler, um Haschisch zu konsumieren. Was für den Arzt einen experimentellen Zugang zum Wahnsinn bedeutet, öffnet dem Schriftsteller neue Wege der Inspiration. Gautier schließen sich u.a. die berühmten Kollegen Honoré de Balzac und Charles Baudelaire an. 

Das Seminar wendet sich reihum Moreau de Tours und den Schriftstellern zu. Einerseits untersucht es die psychiatrische Sicht auf den Drogenkonsum, wie sie sich in Diskussionen und Studien, etwa Du Hachisch et de l’aliénation mentale (1845) niederschlägt. Andererseits werden drei Werke im Paris der Jahrhundertmitte analysiert: der romantische Phantast Gautier, der realistische Erzähler Balzac und der moderne Dichter Baudelaire stehen für sehr unterschiedliche literarische Richtungen. Vereint werden sie durch ihr Interesse an Haschisch: Die Droge verspricht den Literaten eine Steigerung der künstlerischen Produktivität diesseits großer Ideen oder übernatürlicher Mächte – eine moderne Art der Inspiration, deren Eigenarten herausgearbeitet werden soll.

Die literarischen und wissenschaftlichen Texte werden in einem Reader bereitgestellt. Zur Einführung empfohlen: 

  • Erwan Pointeau-Lagadec, Le Club de hachichins. Du mythe à la réalité, Paris: Éditions Le Manuscrit 2020. ISBN-13: 978-2304048919

Hauptseminar: Journalistische Literaturkritik: Geschichte, Beispiele, Übungen 
PD Dr. phil. habil. Niklas Bender
mittwochs, 10-12 Uhr, Raum 2.03 im Geb. A2 2
Parallel zur Literatur der Moderne entsteht die Literaturkritik: Die für einen anonymen Massenmarkt geschriebenen Werke werden von zunehmend professionellen Lesern rezensiert, um dem Publikum eine Orientierung zu bieten. In Frankreich wird dieser Markt dank der zentralistischen Ausrichtung auf Paris, einer größeren Pressefreiheit und fortgeschrittener Industrialisierung früher entwickelt als in Deutschland. Die Figur des Kritikers wird zu einer wichtigen Instanz der noch jungen Medienlandschaft, die Faszination und Hass erzeugt. Das Seminar untersucht die Entstehung der Literaturkritik historisch und vergleicht ihre aktuelle Lage in Frankreich mit der in Deutschland. Prominente Kritiker sollen ebenso präsentiert wie prototypische Positionen der Literaturkritik herausgearbeitet werden. Einen dritten, wichtigen Teil bildet die literaturkritische Praxis: Aktuelle Romane sollen auf Französisch oder in Übersetzung gelesen und rezensiert werden! 

Vorab zu beschaffender Text (bitte genau diese Ausgabe):

  • Französisch-Studierende: Honoré de Balzac, Illusions perdues, éd. Philippe Berthier, Paris: GF-Flammarion 2010. ISBN-13 978-2081238077

  • Studierende anderer Fächer: Honoré de Balzac, Verlorene Illusionen, übers. Von Melanie Walz, München: dtv 2017. ISBN: 978-3-423-14558-9

Kolloquium für Examen- und Masterkandidaten (Französisch und Italienisch) 
PD Dr. phil. habil. Niklas Bender
mittwochs, 12-14 Uhr, Raum 2.05 im Geb. B3 1
Das Kolloquium hat zwei Aufgaben: Einerseits soll es auf das Staatsexamen vorbereiten und andererseits beim Verfassen von BA- und MA-Arbeiten helfen. Es gliedert sich in zwei Teile: einen wiederholenden Teil, in dem die Methoden der Textanalyse in Erinnerung gerufen und an Beispielen (Drama, Lyrik, Erzähltext) vertiefend geübt werden sollen; sowie einen vorbereitenden Teil, in dem Abschlussarbeiten konzeptionell besprochen sowie die mündliche Prüfung geplant und geprobt werden sollen. 

Proseminar: Grundlagen der französischen Litertaturwissenschaft
Dr. Sabine Narr-Leute
dienstags, 14-16 Uhr, Raum 2.29 im Geb. B3 1
Ziel des Proseminars ist es, StudienanfängerInnen mit Fragestellungen und Arbeitsweisen der französischen und allgemeinen Literaturwissenschaft vertraut zu machen. In einem ersten Teil geht es dabei zunächst um allgemeine Fragen zur Organisation des Studiums des Französischen und grundlegende Techniken/ Hilfsmittel des literaturwissenschaftlichen Arbeitens (Literatursuche in Bibliotheken und Internet, Bibliographieren, Exzerpieren, Anfertigung von Referaten/ Hausarbeiten).

In einem zweiten Teil führt das Seminar in Literaturtheorie und Methodik ein: Fragen zum Literatur- und Textbegriff, Vorstellung ausgewählter Positionen der Literaturwissenschaft, Rhetorik, Metrik, Stilistik, Textkritik, Epochengliederung in der Literaturgeschichtsschreibung. Anhand ausgewählter Beispiele aus verschiedenen Jahrhunderten werden die wichtigsten literarischen Formen der Lyrik, Narrativik und Dramatik behandelt. Eine Einheit stellt zudem die Filmanalyse vor.

Hinweis: Für das Basismodul Frz. Literaturwissenschaft sollen die Vorlesung „Die Literatur Frankreichs“ und das Proseminar „Grundlagen der frz. Literaturwissenschaft“ im gleichen Semester belegt werden. Beide Kurse können bereits im 1. Semester belegt werden.

Tutorium: Leider kann im WiSe 2024/25 kein Tutorium mehr angeboten werden. 

Zur Anschaffung empfohlene Bücher:

  • Flaubert, Un Cœur simple, Reclam Fremdsprachentexte, ISBN 978-3150092002

  • Racine, Phèdre, Bibliolycée, Hachette, ISBN 978-2017220022

Die Ausgaben werden in der Buchhandlung Bock & Seip, Filiale Innenstadt Saarbrücken vorrätig sein. Bitte unterstützen Sie den lokalen Buchhandel.

https://www.bock-seip.de/shop/magazine/138028/standorte_und_oeffnungszeiten.html

ITALIENISCHE LITERATURWISSENSCHAFT

Proseminar / Hauptseminar: Von Wandel und Überzeitlichem – der historische Roman nach 1945 (von Lampedusa bis Eco)
PD Dr. phil. habil. Niklas Bender
dienstags, 16-18 Uhr, Raum 2.01 im Geb. A2 2
Der romanzo storico, der historische Roman, wird Anfang des 19. Jahrhunderts von Walter Scott erfunden und ist seit Alessandro Manzonis epochalem Werk I promessi sposi (1827/1840) eine der großen Gattungen der italienischen Literatur. Er erzählt Geschichten aus der Sicht der Geschichte – spannende Einzelschicksale werden mit großen geschichtlichen Dynamiken verbunden. Die dahinterstehende Idee: Der Mensch ist ein historisch bestimmtes und wandelbares Wesen. Nach den Kriegen und Katastrophen des 20. Jahrhunderts werden die Fragen nach Brüchen und Kontinuitäten der Geschichte mit neuer Brisanz gestellt. Vor diesem Hintergrund liest das Seminar drei prominente historische Romane der italienischen Nachkriegsliteratur, Italo Calvinos Il barone rampante (1957), Giuseppe Tomasi di Lampedusas Il Gattopardo (1958) und Umberto Ecos Il nome della rosa (1980); es wird einen Blick auf die prominenten Verfilmungen werfen. Leitend ist die Frage nach dem Geschichtsverständnis, seinen verschiedenen Formen und seinen Erkenntnismöglichkeiten.

Vorab zu beschaffende Romane (bitte genau diese Ausgaben): 

  • Italo Calvino, Il barone rampante, Mailand: Oscar Mondadori 2022. ISBN-13: 978-8804774112 (Vorsicht: Nicht die illustrierte Jugendausgabe von Oscar Junior, sondern die Oscar classici-Ausgabe!)

  • Umberto Eco, Il nome della rosa, edizione illustrata, Mailand: La Nave Di Teseo 2020. ISBN-13: 978-8834603000

  • Giuseppe Tomasi di Lampedusa, Il gattopardo, ed. Gioachino Lanza Tomasi, Mailand: Feltrinelli 2018. ISBN-13: 978-8807883828