Alrun Frings: Edition und Kommentar der 'Geistlichen Geißel'
Die anonym überlieferte Allegorie von der Geistlichen Geißel ist ein Zeugnis der ideologischen Umbrüche besonders in Dominikanerinnenklöstern des 15. Jahrhunderts: Die Geißel ist hier nicht mehr nur ein Instrument der in der dominikanischen Mystik praktizierten körperlichen Selbstkasteiung, sondern steht sinnbildlich für ausgewählte Tugenden, nach denen das Leben im Konvent ausgerichtet sein sollte. Über einen Zeitraum von etwa fünfzig Jahren wurde der Traktat in Klöstern verschiedener Ordensgemeinschaften immer wieder abgeschrieben und auf diese Weise im Gebiet zwischen Nürnberg, Straßburg und Basel verbreitet.
Die bislang noch nicht edierte Geistliche Geißel ist in 14 Handschriften überliefert. Im Rahmen des Dissertationsprojekts soll eine kommentierte Edition entstehen, in der der Text zugänglich gemacht und hinsichtlich seiner Anknüpfungspunkte an Literatur und Kultur seiner Entstehungszeit kontextualisiert werden soll.
Literatur:
Ruh, Kurt: ‚Eine geistliche Geißel‘. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Zweite, völlig neu bearbeitete Auflage von Kurt Ruh u.a. Band 2. Berlin/New York: de Gruyter 1980, Sp. 1162.