Wie sich Schreibroutine im Alltag verankern lässt
„Ich komm‘ einfach nicht zum Schreiben, ich hab‘ so viel anderen Kram um die Ohren, seufz…“
Die Situation kennen wir alle: Eigentlich sollten wir mit unserer Schreibarbeit vorankommen, aber im Alltagstrott finden wir einfach nicht so richtig die Zeit dafür. Und gleich meldet sich das schlechte Gewissen. Dann ist es wichtig, eine Schreibroutine aufzubauen. Hier die sechs wichtigsten Tipps, wie das funktioniert:
Oft klappt es nicht, ganze Schreibtage in unsere volle Arbeitswoche einzubauen, ohne gleichzeitig auf das ‚Pling‘ eingehender Mails zu achten oder auf den Stapel anderer Aufgaben auf dem Schreibtisch zu schielen. Deshalb besser öfter nur EINE Stunde Schreibzeit festlegen und diese dann konzentriert wahrnehmen.
Was kann ich in einer Stunde realistisch leisten? Das sollten wir uns vorher klarmachen, damit wir nicht gedanklich zu anderen möglichen Aufgaben abschweifen. Also heißt die erste Frage, bevor die Schreibsession beginnt: Welche Aufgabe will ich in der kommenden Stunde erledigt haben?
In einer Stunde können nicht zehn Seiten Text vorbereitet und geschrieben werden. Überlegen wir uns also vorher, welches Arbeitshäppchen des gesamten Schreibprojekts heute angegangen werden soll. Das kleinteilige Vorgehen hat auch den Vorteil, sich nicht in einer Marathonsession so zu verausgaben, dass man sich dann vor Erschöpfung tagelang erstmal gar nicht mehr an den Schreibplatz schleppen kann.
Zu Beginn der Schreibstunde konzentrieren wir uns nochmal intensiv auf die vor uns liegende Aufgabe – vielleicht, indem wir nochmal kurz unsere to-do-Notiz überfliegen, die Augen schließen, ein paarmal tief durchatmen und uns vorstellen, wie gut es sich anfühlen wird, wenn die Aufgabe erledigt ist.
Seien wir ehrlich, eine Stunde ist überschaubar – und machbar. Deswegen können wir das auch durchziehen, am Schreibplatz bleiben und auch geistig nicht abschweifen. Natürlich gibt es auch während einer so kleinen Fokuseinheit Momente, in denen unsere Gedanken flüchten möchten, gerade wenn eine Aufgabe kompliziert ist und der Argumentationsstrang sich nur schwer fassen lässt. Wir halten trotzdem durch.
Es ist uns allen klar, dass der Text nur aufs Papier kommt, wenn wir auch wirklich schreiben. Nachdenken übers Schreiben, Sprechen übers Schreiben, Schreiben übers Schreiben ist wichtig und hat auch seine Zeit, aber es ist manchmal auch eine besonders tückische Vermeidungsstrategie. Wir beschäftigen uns ja mit dem Schreiben, das gibt ein gutes Gefühl, führt aber, wenn wir dabei stehen bleiben, am Ende zu heftigem Prokrastinieren. Deswegen: Produzieren wir lieber (schlechte) (Teil-)texte als gar keine und holen uns regelmäßig Feedback, z.B. im Schreibzentrum https://www.uni-saarland.de/projekt/schreiben.html
(Infos z.T. aus Günther, Katja/Scherübl, Ingrid/Vogelaar, Wiebke (2022): Zehn Produktivitätsprinzipien für Schreibende. Die Focus-Session oder wie das Schreiben im Home-Office gelingt. Exposé – Zeitschrift für wissenschaftliches Schreiben und Publizieren 1-2022, 9-12).