Arbeits-und Gesundheitsschutz von ausländischen Leiharbeitnehmern im Saarland im Rahmen der Europäisierung der Zeitarbeit
Arbeits- und Gesundheitsschutz
von ausländischen Leiharbeitnehmern im Saarland im Rahmen der Europäisierung der Zeitarbeit
Projektleitung und -durchführung:
Prof. Dr. med. Ulrich Mahlknecht, PD Dr. Susanne Völter-Mahlknecht, José Carreras Zentrum
Ziele:
Bereits seit längerem diskutieren Arbeitsmarktexperten, dass die Arbeitssituation von Zeitarbeitnehmern vor allem im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz verbesserungswürdig sei. Bisher liegen aber kaum Informationen über die tatsächlich vorherrschende Arbeits- und Gesundheitsschutzsituation in der Zeitarbeit vor. Speziell zur Situation aussländidscher Arbeitnehmer wurden unseres Wissens bisher keine Studien durchgeführt. Diesem Forschungsdefizit soll mit der vorgelegten Studie begegnet werden.
Ein weiterer Grund für die geplante Fokussierung auf ausländische Leiharbeitnehmer ist, dass bei dieser Gruppe der Leiharbeitnehmer zusätzlich bestehende Probleme zu erwarten sind, die über die bei deutschen Leiharbeitnehmern bekannten Risiken und Missstände hinausgehen. Daraus resultieren dringender Handlungsbedarf und die Ausschöpfung potentieller Optimierungsmöglichkeiten.
Zusammenfassung der Forschungsergebnisse:
Bereits seit längerem diskutieren Arbeitsmarktexperten über den verbesserungswürdigen Arbeits- und Gesundheitsschutz von Zeitarbeitnehmern. Bisher lagen diesbezüglich bei ausländischen Leiharbeitnehmern keine Informationen vor. Ziel des hier vorgestellten explorativen Projektvorhabens war es, Erfahrungen in diesem Forschungsfeld zu sammeln, eine für ausländische Leiharbeitnehmer im Saarland explorative Befragung zu gesundheitlichen Effekten der Zeitarbeit, eine Analyse der bisherigen Arbeits- und Gesundheitsschutzaktivitäten, eine retrospektiven Datenanalyse und Experteninterviews durchzuführen.
Nach einer Literaturrecherche wurden Fragebögen und Informationsblätter für Leiharbeitnehmer und Betriebsräte in den notwendigen Sprachen konzipiert. 50% der n = 16 kontaktierten Unternehmen nahmen teil. Aufgrund der Angst der Leiharbeitnehmer vor fehlender Anonymität musste auf eine Informationserhebung bei korrespondierenden Akteuren und auf persönliche Gespräche verzichtet werden. An die kooperierenden Unternehmen wurden n = 713 Leiharbeitnehmer-Fragebögen und n = 32 Fragebögen für Betriebsräte per Post sowie zusätzliche Bögen per E-Mail bzw. FAX versandt. Insgesamt wurden n = 157 Fragebögen ausgefüllt, wobei der Großteil der Fragebögen, und zwar n = 148 von einem Automobilwerk in Saarlouis stammte. Im privaten Umfeld konnten n = 11 Fragebögen erhoben werden. Die retrospektive Erhebung von Informationen und Daten war auch nur sehr erschwert und in sehr geringem Maße möglich. Zudem wurden Expertengespräche geführt.
Basierend auf den erhobenen Informationen wurden Schlussfolgerungen gezogen und Lösungsansätze erarbeitet. Es zeigte sich ein dringend notwendiger Handlungsbedarf im Rahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes bei ausländischen Leiharbeitnehmern. Die im Rahmen der Experteninterviews gewonnenen Aussagen deuteten darauf hin, dass die gesetzlichen Vorschriften nicht immer eingehalten werden. Existenziell sind daher verstärkte, engmaschige und unangemeldete Kontrollen durch unabhängige staatliche Kontrollorgane, die bei Nichteinhaltung der gesetzlichen Vorschriften massive Strafen zur Konsequenz haben, ein anonymes Meldesystem und eine Anpassung der Höhe der berufsgenossenschaftlichen Beitragssätze im Rahmen eines Prämiensystems. Auch sollten noch abklärungsbedürftige medizinische Befunde laut einem einzuführenden Vertragspassus zeitnah geklärt, Einweisungen differenziert auf den Kenntnisstand der Zielgruppen abgestimmt und Unterweisungen definitiv vor Tätigkeitsaufnahme durchgeführt werden müssen. Zudem sollten verstärkt Kurse zur Stärkung der Verhaltensprävention, u.a. zu den Themen „Haut“, „Lärm“ und „muskuloskeletales System“ angeboten. Die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren muss noch deutlich verbessert werden. Zur Reduktion der Wegeunfälle bieten sich u.a. die Verwendung von Navigationssystemen, von Kursen für Sicherheitsfahrtraining, Fahrgemeinschaften und eine tarifvertragliche Regelung an. Die Datenerfassung und -qualität muss verbessert und leichter zugänglich gemacht werden.