Zu den beiden Fassungen der Sonate h-Moll op. 5 TrV 103 von Richard Strauss (1880/1881)

Dr. des. Marcel Klinke (Institut für Musikwissenschaft / Universität des Saarlandes)

Nach einer rund zehnjährigen Phase beständigen Komponierens, von der über einhundert Kompositionen und Fragmente zeugen, trat Richard Strauss seit den frühen 1880er Jahren zunehmend in das Licht der musikalischen Öffentlichkeit seiner Vaterstadt München. Mit dem Abschluss seines etwa fünf Jahre währenden Kompositionsunterrichtes beim Münchner Hofkapellmeister Friedrich Wilhelm Meyer, in dessen Zuge er sich die klassischen Gattungen und insbesondere die Sonatenform geradezu systematisch erarbeitete, brach sich bei Strauss seit diesen Jahren ein deutlich stärker reflektiertes und selbstkritischeres Komponieren bahn. Hiervon zeugt nicht nur das weitgehende Ausbleiben der vorher zahlreichen Fragmente, sondern auch die Tatsache, dass mehrere vollendete Werke in zwei grundlegend unterschiedlichen Fassungen vorliegen, die meist in rascher Folge entstanden. Die Motivationen und die Praxis des für diese Phase in Strauss‘ kompositorischer Entwicklung repräsentativen Überarbeitens eigener Kompositionen soll im Vortrag anhand der beiden Fassungen der Klaviersonate h-Moll TrV 103 von 1881 nachvollzogen werden, deren zweite Strauss im Jahr darauf als Opus 5 in Eugen Spitzwegs Münchner Aibl-Verlag in den Druck gab.

 

Marcel Klinke, Studium der Musikwissenschaft und Germanistik (B.A.) an der Universität Greifswald und der Historischen Musikwissenschaft (M.A.) an der Universität Hamburg. 2022 Promotion mit einer Arbeit zu den frühen Werken von Richard Strauss an der Universität Greifswald.
Anstellungen als wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten Greifswald (2017-2021) und Saarbrücken (2021-2023). Ab November 2023 wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Projekt "Musik über eigene Musik - Eigenparodien in der frühneuzeitlichen Messe" an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.