Dinge

Mikrofiche-Lesegrät

„Und wo ist mein Buch?“ dürfte eine der meistgestellten Fragen in Bibliotheken der siebziger und achtziger Jahre gewesen sein, wenn sich eine angeforderte Monographie überraschend als Mikrofiche erwies. Kaum eine technische Innovation war so unbeliebt wie die in den sechziger Jahren aufkommenden Mikrofilme und Mikrofiches; kein anderes Medium erforderte auch ein ähnlich problematisches Nutzungsprozedere wie die kleinen Plastikplättchen, die „niemals, niemals!“ anders als am Rand berührt werden durften, wollte man sich nicht die Rüge der Bibliotheksaufsicht zuziehen.

Die Mikroformen hatten die unschlagbaren Vorteile niedriger Herstellungskosten und beliebiger Reproduzierbarkeit. Der geringe Preis dürfte auch der Grund für ihre Beliebtheit als Veröffentlichungsform für Dissertationen gewesen sein. Mitunter spielte allerdings wohl auch die Absicht eine Rolle, die Pflicht-Publikationen ohne weiteren Schaden für das eigene Renommee ins wissenschaftliche Nirwana versenken zu können.

Unstrittig ist in jedem Fall die Langlebigkeit dieses Datenträgers, der zur Nutzung nur etwas Licht und eine gute Linse voraussetzt und in Alterungssimulationen 500 Jahre überstanden hat. Diese Vorzüge erklären auch, warum Mikroformen zur Bestandssicherung in Archiven noch heute gern eingesetzt werden. Aus den Benutzungsbereichen von Bibliotheken sind die Lesegeräte allerdings verschwunden. Und ist man heutzutage mit einem Mikrofiche konfrontiert, kann meist im Nu eine digitale Kopie erzeugt werden. Wie lange diese hält, ist allerdings wieder strittig.

Thomas Kees

 

Anmerkungen

  1. Zum Eintrag „Mikroform“ in Wikipedia.