Biogramm Liefmann-Keil

Elisabeth Liefmann-Keil (1908–1975)

Als Elisabeth Liefmann-Keil 1956 nach Saarbrücken berufen wurde, war sie die erste Ordinaria für Volkswirtschaftslehre in Deutschland, ja, überhaupt erst die zweite Frau auf einem deutschen Universitäts-Lehrstuhl. Sie hatte im Ersten Weltkrieg mit sieben Jahren ihren Vater verloren, zwei Jahre später selbst durch eine Fliegerbombenexplosion ein lebenslanges Nervenleiden davongetragen. Dennoch studierte sie in Freiburg Nationalökonomie und steuerte 1933 die Promotion an. Als „Halbarierin“ war sie massiven Restriktionen der NS-Diktatur ausgesetzt, entschied sich aber aus Liebe zu ihrem Vaterland gegen die Emigration. Als „Veteranenkind“ konnte sie 1935 noch promovieren, bis 1943 auch publizieren und danach, dank der Unterstützung Walter Euckens, Kurse in Volkswirtschaftslehre durchführen.

1946 habilitierte sie sich, knüpfte als Rockefeller-Stipendiatin internationale Kontakte und wurde wohl auf Initiative von Paul Senf und Fritz Neumark an die Saar-Uni berufen. Hier wirkte sie außerordentlich erfolgreich bis zu ihrer Emeritierung 1974; ihre weiteren Pläne zerstörte ein Verkehrsunfall, dessen Folgen sie schließlich erlag. Liefmann-Keil engagierte sich wissenschaftspolitisch unter anderem im Wissenschaftsrat und als erste Präsidentin der „European Public Choice Society“. Ihr wichtigstes Werk, „Ökonomische Theorie der Sozialpolitik“, gilt als maßgebliche Fundierung der ordoliberalen Sozialpolitik im Sinne der Freiburger Schule.1

Wolfgang Müller

 

Anmerkungen

  1. Schneiders, Pionierin; Goldschmidt/von Klinckowstroem, Liefmann-Keil; Nachlass im Universitätsarchiv Saarbrücken.