Guest Lecture of Thomas Grunwald & Heiner Mühlmann

Guest Lecture of Thomas Grunwald & Heiner Mühlmann




Date: 18 Mai 2011


Topic: Um Hekuba? Was die Rhetorik will und wo die Epileptologie sie sucht.
 


Abstract:
Rhetorik will mit Emotionen bleibende Erinnerungen erzeugen, und ihre Effizienz als multimediale Gebrauchsanweisung für die Übertragung kultureller Information hat sich Jahrhunderte lang bewährt. Um ihr Ziel zu verfolgen, nutzt die Rhetorik das Prinzip des "decorum", das besagt, dass die erfolgreiche Übertragung von Ideen eine dem jeweiligen Inhalt und Anlass geziemende Wahl kommunikativer Formen verlangt, um Inhalten Relevanz zu verleihen.

Die Neuropsychologie innerhalb der Epileptologie hat mit der Neuheitsdetektion eine zwar wichtige aber nicht alles erklärende Funktion der Hippokampusformation entdeckt und sucht nun nach Mechanismen der Relevanz, die die Rhetorik erklärtermaßen erzeugen will. Erste Untersuchungen haben gezeigt, dass es tatsächlich möglich erscheint, sich dem decorum experimentell zu nähern und dass ein Postulat der Rhetorik einzulösen ist: Wer mit Gefühlen Relevanz erzeugen will, muss selbst über sie verfügen können.


Zurzeit noch spekulativ zeichnet sich jedoch die Frage ab, ob die Rhetorik eine spezifische Errungenschaft der westlichen Kultur ist oder ob sie auf einer neuronalen Klaviatur spielt, die evolutionsgeschichtlich viel älter ist als sie selbst.