Fazit

Unter anderem führten diese Geschehnisse dazu, dass es zur Entfremdung zwischen Wissenschaft und Kultur der Zeit und der katholischen Kirche kam. Die Katholiken zogen sich mehr und mehr zurück, sodass in Deutschland der Terminus von der „Inferiorität“ der Katholiken auftrat. Die deutschen Katholiken bezeichneten sich schließlich selbst als unterlegen, jedoch bemühten sie sich aus dieser „Inferiorität“ wieder herauszukommen.  Sie wollten, wie auch die Protestanten, als der modernen „deutschen Kultur“ und „deutschen Wissenschaft“ verpflichtete Deutsche angesehen werden. Die deutschen Katholiken haben sogar versucht, durch die „Superiorität“ des Katholizismus und seine „Kulturmacht“ die Protestanten zu übertreffen. Aus diesem Grund kam es gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer „katholischen Kulturbewegung“, die vor allem Wissenschaft, Publizistik, Belleristik und Kunst beinhaltete.

Die strengkirchlichen Katholiken waren der Ansicht, dass die katholische Kultur die moderne Kultur des Protestantismus übertreffe. Begründet haben sie dies mit der Aussage, dass der Katholizismus die „Kultur Christi“ und somit die „wahre Kultur“ sei. Sie sahen sich, im Gegensatz zu zahlreichen Vorwürfen, nicht als Kulturfeinde an, sondern als Schützer der „höchsten Kultur“.

Ein zentrales Anliegen der Zeitschrift „Literarische Rundschau für das katholische Deutschland“ (1875-1914) ist es, eine Verständigung zwischen katholischer Kirche, Kultur, Gesellschaft und nichttheologischer Wissenschaft zu erlangen. Sie informiert thematisch möglichst umfassend, im Umfang komprimiert und gleichzeitig so aktuell wie möglich über neuere Entwicklungen, soweit sie sich literarisch artikulieren lassen. Der Katholizismus sollte dabei gegenüber den Entwicklungen in der Welt gesprächsfähig bleiben. Diese Gesprächsfähigkeit sollte in moderater und pragmatischer Weise geschehen. Dazu wurden auch Kritiken aus anderen Zeitschriften aufgenommen.

Auf Franz Xaver Kraus, einen Vertreter der katholischen Reformbewegung „Modernismus“, mit seinem „religiösen Katholizismus“, beriefen sich verschiedene führende Katholiken. Darunter auch der Kirchenhistoriker Joseph Sauer, der Herausgeber der Literarischen Rundschau von 1905 - 1914. Sauer zielte darauf, Fortsetzer seines Lehrmeisters Kraus zu werden.

Er soll nicht nur den „religiösen Katholizismus“ von Kraus, sondern auch dessen Selbstverständnis weitergetragen haben. Wie auch sein Vorbild, Franz Xaver Kraus hoffte er darauf, dass der Katholizismus zur dominierenden Kulturmacht im modernen Deutschland wird. Mit seinen Arbeiten wollte er zeigen, dass der Katholizismus mit seiner „Kulturmacht“ in Deutschland auf der Höhe der Zeit stehe. Die Kirche und der Katholizismus sollten also keine absoluten Gegenmächte zu der Gesellschaft und der Kultur darstellen.